„Die nächste Generation der Krebsimmuntherapie“, schreibt Roche. Tecentriq (Atezolizumab) ist der erste in der EU zugelassene PD-L1-Inhibitor zur Behandlung des nicht-kleinzelligem Lungenkarzinoms (NSCLC) und des Urothelkarzinoms.
Atezolizumab kann ab sofort zur Therapie von vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC sowie für Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom (mUC) eingesetzt werden. Der Wirkstoff ist ein Programmierter-Zelltod-Ligand-1-Inhibitor (PD-L1-Inhibitor), der bei Patienten unabhängig vom PD-L1-Status wirksam ist. PD-L1 ist auf der Oberfläche von Krebszellen exprimiert und vermittelt eine Immunsuppression. Somit ist der Tumor vor der körpereigenen Abwehr geschützt. Der monoklonale Antikörper bindet an PD-L1 und stimuliert so die T-Zell-Aktivierung und -Proliferation. Die Krebszellen werden zerstört. Der Arzneistoff besitzt immunstimulierende und antitumorale Eigenschaften.
Die Immuntherapie gilt als zukunftsweisende Behandlungsmöglichkeit in der Onkologie. Für das fortgeschrittene oder metastasierende Urothelkarzinom ist Tecentriq sowohl für die First-Line-Therapie von Patienten, die für eine Cisplatin-Behandlung ungeeignet sind, als auch nach einer Platinbehandlung zugelassen. Der Checkpoint-Inhibitor wird in der Fixdosis von 1200 mg alle drei Wochen verabreicht.
Die Daten der Zulassungsstudien zeigten ein Ansprechen auf Tecentriq bei etwa jedem vierten Patienten – bei etwa 70 Prozent hielt das Ansprechen nach einem medianen Follow-up von 17,2 Monaten an. Die mediane Dauer des Ansprechens unter Atezolizumab lag bei etwa 22 Monaten verglichen mit etwa sieben Monaten unter Chemotherapie. Im Vergleich sprach mit 63 Prozent in der Tecentriq-Gruppe zu 21 Prozent in der Chemotherapie-Gruppe die Mehrheit weiterhin auf die Behandlung an.
Die Zulassung zur Behandlung des NSCLC basiert auf den Ergebnissen der randomisierten Phase-III-Studien Oak und Poplar. Laut den Daten aus der Studie Oak verlängerte Tecentriq das mediane Gesamtüberleben bereits vorbehandelter Patienten gegenüber Docetaxel signifikant von 9,6 auf 13,8 Monate – „das ist das längste Gesamtüberleben, das bislang in dieser Therapiesituation erzielt wurde“, so Roche. Während der Behandlung können Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Hautausschlag, Müdigkeit, Fieber oder Gelenkschmerzen auftreten.
Atezolizumab wird biotechnologisch in Basel hergestellt. In Mannheim wird das Medikament für den globalen Markt abgefüllt. Im Mai erlebte Roche einen Rückschlag für Tecentriq, als in einer Phase-III-Studie zum Einsatz von Atezolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkrebs der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde. Die Patienten, die mit Tecentriq behandelt wurden, hatten keinen Vorteil bezüglich des Gesamtüberlebens gegenüber Probanden, die eine Chemotherapie erhielten.
Der Konzern blieb dennoch zuversichtlich. Die Daten würden weiter untersucht, um die Ergebnisse besser zu verstehen. Das gelte auch für die anfängliche Beobachtung, dass die Ergebnisse in der Vergleichsgruppe besser gewesen seien als die Annahmen aus dem Studienentwurf, hieß es. Vollständige Daten will Roche im Laufe des Jahres präsentieren.
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