Der „Wunsch nach ewiger Jugend“ ist einer der ältesten Menschheitsträume. Dabei werfen die Mechanismen des Alterns noch immer viele Fragen auf. Wissenschaftler:innen untersuchten den Effekt von Taurin auf die Lebensdauer und stellten dabei Erstaunliches fest. Sind Energy Drinks doch gesund?
Eine Behandlung mit Taurin könnte die treibenden Kräfte des Alterns abbremsen. Das fanden Wissenschaftler:innen in einer Studie mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) heraus. Das Team um Vijay Yadav, Professor für Genetik und Entwicklung am Vagelos College of Physicians and Surgeons der New Yorker Columbia University, konnte belegen: Ein Taurinmangel kann die Lebenserwartung signifikant verkürzen.
Während des Alterns sinkt der Taurinspiegel im Blut: In Proben von Menschen über 60 war die Konzentration um mehr als 80 Prozent geringer als in Proben von Kindern und Jugendlichen. Dieser deutliche Zusammenhang zwischen Alterserkrankungen und niedrigem Taurinspiegel legt laut den Forschenden eine Vermutung nahe: Lässt sich der Alterungsprozess verlangsamen, wenn der Taurinspiegel auf ein „junges“ Niveau gebracht wird?
In den Versuchen, in denen Tieren Taurin verabreicht wurde, zeigten sich deutliche Ergebnisse. Bei einer täglichen Tauringabe erhöhte sich die Lebenserwartung von Mäusen um 10 bis 12 Prozent. Ähnliche Ergebnisse konnten auch bei Fadenwürmern beobachtet werden. Eindrucksvoll sei laut Yadav auch die gesteigerte Gesundheitsspanne bei Mäusen und Rhesusaffen. Die sogenannte „Healthspan“ bezeichnet dabei in der Altersforschung die Zeitspanne des Lebens, in der Individuen gesund sind.
Henning Wackerhage, Professor für Sportbiologie an der TUM: „Die Ergebnisse aus den Tierversuchen sind eindrucksvoll. Wir wissen aber nicht, ob sie auf den Menschen übertragbar sind. Jetzt brauchen wir klinische Studien, um herauszufinden, ob eine zusätzliche Einnahme von Taurin sich positiv auf das Altern und die Gesundheitsspanne auswirkt und ob es bislang noch nicht erkannte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder ähnliches gibt.“
Laut Fachgremium der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)gilt Taurin in einer täglichen Dosis von 6 g als gesundheitlich unbedenklich. Aufgenommen wird die Aminosäure vorrangig über die Nahrung, wobei Jakobsmuscheln oder rotes Fleisch einen besonders hohen Gehalt aufweisen. Zudem ist der menschliche Körper in der Lage, Taurin auch selbst zu produzieren. Dabei ist Taurin ein Abbauprodukt, welches im Organismus aus den Aminosäuren Cystein und Methionin gebildet wird.
Taurin kommt somit im gesamten Körper vor, besonders aber in den Augen, im Herz, im Blut, im Gehirn und in den Muskeln. Es gilt als Antioxidans und fängt freie Radikale ab, zudem ist es an der Bildung der Gallensäure und somit an der Fettverdauung beteiligt. Außerdem fördert es die Entgiftungsfunktion der Leber.
Wissenschaftler:innen wie Henning Wackerhage und Kooperationspartner:innen in München gehen neben mehreren Hinweisen darauf, dass Alterserscheinungen beim Menschen ebenfalls mit einem Taurinmangel zusammenhängen, deswegen auch davon aus, dass ein niedriger Taurinspiegel mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen einher geht: Diabetes, hoher Blutdruck und gesteigerte Entzündungswerte.
Im Gegensatz dazu konnten die Wissenschaftler:inenn aber auch zeigen, dass durch sportliche Aktivität verstärkt Taurin gebildet wird. „Diese Erkenntnis deckt sich mit der Beobachtung, dass sich Sport positiv auf die Gesundheit im Alter auswirkt“, sagt Wackerhage.
Fazit: Die Menge an Taurin in Energy Drinks ist viel zu gering, um einen Effekt auf die Alterung erzielen zu können. Eine Supplementierung der Aminosäure durch aufputschende Getränke wird von den Forscher:innen aufgrund der schlechten Datenlage zu Nebenwirkungen nicht empfohlen.
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