Targin: Patent gefallen Nadine Tröbitscher, 12.01.2018 07:50 Uhr
Weg frei für Targin-Generika: Mundipharma hat den Streit um die retardierte Kombination Oxycodon/Naloxon verloren. Die Generikahersteller sind zur Stelle – jedoch nicht in allen Stärken.
Mundipharma hatte für Targin 2006 im Fast-Track-Verfahren die Zulassung erhalten. Im Sommer vergangenen Jahres sollte das exklusive Vermarktungsrecht fallen. Der Hersteller kämpfte unter Berufung auf europäische Patente um seine Alleinstellung. TAD war der erste Generikahersteller, der in den Startlöchern stand. Das Landgericht München I entschied jedoch für den Originator: Mundipharma erwirkte im Mai eine einstweilige Verfügung gegen den Konkurrenten.
Im Dezember dann der letzte Streit. Kurz vor Weihnachten entschied das Gericht in München die Patentfrage gegen Mundipharma und ebnete den Weg für die Generika. Jetzt melden AbZ, Amneal, Betapharm, Ethypharm, Hexal, Hormosan, Mylan und Ratiopharm ihre Markteinführung. Die Konkurrenz ist jedoch nicht in allen Stärken vertreten. Fraglich ist bislang noch, ob die Generika bezugnehmende Zulassungen erhalten haben.
In den retardierten Dosierungen 5/2,5 mg, 10/5 mg, 20/10 mg und 40/20 mg gibt es Alternativen. Diese können im Falle Targin zur Behandlung von starken Schmerzen, die nur mit einem Opioid-Analgetikum ausreichend behandelt werden können, eingesetzt werden. Außerdem sind die Produkte für die Second-line-Therapie von Patienten mit schwerem bis sehr schwerem idiopathischen Restless-Legs-Syndrom nach Versagen der dopaminergen Therapie zugelassen.
Targin ist außerdem in den Fixkombinationen 60/30 mg und 80/40 mg zur Behandlung von starken Schmerzen, die nur mit einem Opioid-Analgetikum ausreichend behandelt werden können, auf dem Markt. Bislang sind keine Generika in den beiden Stärken verfügbar.
Oxycodon und Naloxon besitzen eine Affinität zu verschiedenen Opioid-Rezeptoren. Oxycodon wirkt dabei als Agonist und bindet an endogene Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Durch die Bindung an μ-Opioid-Rezeptoren kommen schmerzlindernde, dämpfende, atemdepressive und pyschotrope Eigenschaften zustande. Naloxon hingegen ist als reiner Antagonist an allen Opioid-Rezeptortypen wirksam. Die Substanz wird zugesetzt, um einer Opioid-induizierten Verstopfung entgegenzuwirken, da Naloxon die im Darm lokalisierten Opioid-Rezeptoren blockiert.
Laut Arzneiverordnungsreport wurde Targin 2015 rund 1,1 Millionen Mal auf Kassenrezept verordnet, plus 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ausgaben beliefen sich auf knapp 170 Millionen Euro. 2016 wurde ein Wachstum von etwa 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Das Schmerzmittel ist das wichtigste Produkt von Mundipharma überhaupt, rund 40 Prozent der Erlöse entfallen auf die Kombination. Mit Oxycodon/Naloxon Krugmann gibt es bereits ein hauseigenes Generikum, das allerdings nur unwesentlich günstiger ist.