Shire hat für Takhzyro (Lanadelumab) bereits im August die US-Zulassung zur Prävention des hereditären Angioödems (HAE) erhalten. Auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat jetzt eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen.
HAE ist eine seltene Erkrankung, die auf einen Gendefekt zurückzuführen ist. Es handelt sich um eine Anomalie des Gens, das für die Bildung von C1-Esterase-Inhibitoren zuständig ist. Bislang sind mehr als 200 Mutationen bekannt. Der geringe C-Proteinspiegel im Blut induziert eine erhöhte Kallikrein-Proteinaktivität und verursacht schließlich die Schwellungen unter der Haut, die am ganzen Körper – beispielsweise im Gesicht, an den Gliedmaßen oder dem Kehlkopf – auftreten können.
Als Hauptmediator der Permeabilitätserhöhung und damit der Ödeme des HAE wird inzwischen Bradykinin angesehen, denn das Peptid- und Gewebshormon ist bei akuten Attacken vermehrt im Plasma nachzuweisen. Die Ödeme können auch an den inneren Organen wie dem Darm oder den Schleimhäuten auftreten und lebensbedrohlich sein. Schwellungen des Kehlkopfes können die Atemwege verstopfen, die Atmung behindern und zum Tod durch Ersticken führen.
Lanadelumab könnte nach positivem Votum der EU-Kommission als erste Antikörpertherapie zur Prävention von wiederkehrenden Attacken des HAE bei Patienten ab zwölf Jahren auf den Markt kommen.
Der monoklonale Antikörper wurde entwickelt, um die Kallikrein-Proteine zu erkennen und durch Bindung die Aktivität des Kallikrein-Kinin-Systems zu blockieren. So sollen Angioödem-Attacken reduziert werden. Das Arzneimittel wird subkutan im Abstand von zwei bis vier Wochen verabreicht und stellt somit eine Verbesserung der Patientenversorgung dar. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 300 mg. Die bisherigen Therapien müssen häufiger oder intravenös appliziert werden.
Wirksamkeit und Sicherheit der monoklonalen Antikörpertherapie wurden in einer klinischen Phase-III-Studie mit 125 Teilnehmern untersucht. Über 26 Wochen wurden die Probanden mit Takhzyro behandelt. Die Daten zeigen eine signifikante Reduktion der HAE-Attackenrate von etwa 87 Prozent sowie deren Schwere. Als häufigste unerwünschte Arzneimittelwirkung wurde über Reaktionen an der Einstichstelle berichtet.
Die HAE ist eine seltene Erkrankung. In Europa sind schätzungsweise weniger als 0,5 von 10.000 Menschen betroffen. Takhzyro hatte im Oktober 2015 den Status Orphan drug erhalten. Wird dem Arzneimittel der Status nicht aberkannt, besteht eine Marktexklusivität für zehn Jahre.
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