Tabakerhitzer: Weniger Schadstoffe, trotzdem gefährlich Deniz Cicek-Görkem, 25.05.2018 12:24 Uhr
Rauchen ist die häufigste vermeidbare Todesursache in Industrieländern, die Risiken sind lange bekannt. Einen Risiko-reduzierten Konsum verspricht der Tabakerhitzer „Iqos“ von Philip Morris. Bislang waren nur Daten über Hersteller-finanzierten Studien zugänglich. Nun bestätigt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass der Vaporizer deutlich schadstoffreduziert ist. Ein Freischein zum Tabakkonsum sind die Studienergebnisse allerdings nicht.
Iqos besteht aus echtem Tabak, der auf bis zu etwa 350 Grad erhitzt und nicht wie bei einer Zigarette verbrannt wird. Die Datenlage zu diesen neuen Tabak-Systemen ist dünn, gesundheitliche Risiken sind daher schwer einzuschätzen. „Die Vielzahl neuartiger Produkte auf dem Tabak- und Nikotinmarkt stellt die Risikobewertung vor völlig neue Herausforderungen“, sagte BfR-Vizepräsident Professor Dr. Reiner Wittkowski bei einem Expertentreffen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Thema Tabak und Sucht.
Die Wissenschaftler verglichen mit Hilfe einer Rauchmaschine, wie viele toxische Stoffe beim Betrieb eines Tabakerhitzer-Systems im Vergleich zu einer konventionellen Zigarette entstehen. Sie stellten fest, dass sich bei der Verwendung von Iqos deutlich weniger Aldehyde (um 80 bis 95 Prozent verringert) und flüchtige organische Verbindungen (um 97 bis 99 Prozent vermindert) bildeten. Der Nikotingehalt war dagegen vergleichbar mit dem einer herkömmlichen Zigarette.
Die im Fachjournal „Archives of Toxicology“ veröffentlichte Studie zeigt nun, dass Tabakerhitzer weniger Schadstoffe erzeugen als herkömmliche Tabakprodukte. Wittkowski zufolge sind gesundheitliche Beeinträchtigungen trotzdem möglich. Die Forscher fordern weitere Studien, um die Gesundheitsrisiken und Langzeiteffekte besser beurteilen zu können.
Weiterhin erachten die Autoren standardisierte Methoden für die routinemäßige Analyse von den sogenannten Heat-Not-Burn-Produkten (HNB) und verlässliche Kriterien zu deren Bewertung für sinnvoll: „Wir schlagen vor, dass HNB-Produkte vergleichbare oder niedrigere Schadstoffwerte in den Emissionen aufweisen müssen als das analysierte Gerät.“ Somit sollen die ermittelten Werte für Iqos als Standard für künftige Tabakerhitzer dienen.
Die aktuellen Ergebnisse finden auch Anklang beim Iqos-Hersteller Philip Morris. „Das bestätigt uns auf unserem Weg in eine rauchfreie Zukunft. Damit Raucher wechseln, benötigen sie verlässliche Informationen. Die Studie des BfR trägt dazu bei, Verbrauchern und der Politik die nötigen unabhängigen Informationen bereitzustellen“, so Markus Essing, Vorsitzender der Geschäftsführer von Philip Morris in Deutschland. Er fordert für die künftige Regulierung eine eigene Kategorie für den HNB-Produkte. „Tabakerhitzer können nicht mit konventionellen Tabakprodukten gleichgesetzt werden.“
Aus eigenen Studien waren die Werte schon bekannt: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass weniger Schadstoffe im Tabakdampf zu einer geringen Toxizität in Zellen führen und Konsumenten deutlich weniger Schadstoffe in den Körper aufnehmen“, sagt Dr. Alexander Nussbaum, Leiter des Bereichs Scientific & Medical Affairs. Die gemessenen Schadstoffwerte im Körper von Iqos-Nutzern würden sich dem Niveau stark annähern, dass bei Probanden gemessen wurde, die das Rauchen komplett eingestellt hatten. „Auf Basis der Gesamtheit unserer bisherigen Erkenntnisse ist es wahrscheinlich, dass ein vollständiger Wechsel von herkömmlichen Zigaretten zu einem Tabakerhitzer das Schadenrisiko im Vergleich zum fortgesetzten Rauchen verringert“, so Nussbaum.