Seltene Bluterkrankungen

Sutimlimab gegen Kälteagglutininkrankheit

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Berlin -

Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) ist eine seltene, chronisch verlaufende Bluterkrankung. Sanofi konnte mit Sutimlimab in einer Phase-III-Studie vielversprechende Ergebnisse erzielen. Der monoklonale Antikörper könnte der erste zugelassene Wirkstoff dieser Medikamentengruppe werden.

Bei der CAD werden fälschlicherweise die gesunden roten Blutkörperchen angegriffen. Aufgrund dessen kommt es bei Betroffenen zu einer chronischen Anämie: Die Folgen sind starke Müdigkeit und akute hämolytische Krisen, welche durch Schmerzen im Rücken und in den Beinen, Kopfschmerzen, Erbrechen, Diarrhoe und dunklen Urin gekennzeichnet sein können. Durch kalte Umgebung oder gleichzeitige Infektionskrankheiten kann die Symptomatik ausgelöst oder verstärkt werden. Episoden akuter Hämolyse mit Hämoglobinämie und Hämoglobinurie treten daher im Winter häufiger auf.

Die Erkrankung beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität der Betroffenen. Studien haben zudem gezeigt, dass bei Patienten mit CAD weitere Komplikationen entstehen können: So ist das Risiko für thromboembolische Ereignisse erhöht, außerdem kommt es meist zu einer frühen Mortalität. Weltweit leiden etwa 1,6 Personen pro 100.000 Einwohner an der seltenen Erkrankung, schätzungsweise 12.000 Menschen davon leben in den Vereinigten Staaten, Europa und Japan.

„Die Kälteagglutininkrankheit kann Patienten sehr stark beeinträchtigen. Viele leiden unter lähmender Müdigkeit und haben ganz allgemein eine niedrige Lebensqualität“, erklärte der leitende Prüfarzt, Dr. Alexander Röth von der Klinik für Hämatologie des Universitätsklinikums Duisburg-Essen. Sanofi konnte nun in einer offenen, einarmigen Phase-III-Studie zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit von Sutimlimab bei Patienten mit primärer CAD die primären und sekundären Endpunkte erreichen. Die Ergebnisse wurden auf Jahrestagung der American Society of Hematology vorgestellt.

Die Phase-III-Studie „Cardinal“ liefere klinisch signifikante Belege dafür, dass Sutimlimab – durch Hemmung der Hämolyse und Besserung der Anämie – einen bedeutenden neuen Behandlungsansatz der CAD darstelle, der das Leben der Patienten erheblich verbessern könne, erklärte Röth. Sutimlimab ist ein neuartiger C1s-Inhibitor, der selektiv den Faktor C1s in der Komplementkaskade hemmt, welcher für die Hämolyse der Erkrankung verantwortlich ist. Eine Blockade könnte den Pathomechanismus zum Stillstand bringen. Die Patienten erhielten eine gewichtsabhängige definierte Dosis von 6,5 g oder 7,5 g Sutimlimab als intravenöse Infusion an Tag 0, Tag 7 und dann alle zwei Wochen bis Woche 26.

Primärer Wirksamkeitsendpunkt war eine Ansprechrate, die sich aus dem Anstieg des Hämoglobinspiegels um ≥2 g/dl gegenüber dem Ausgangswert oder dem Erreichen eines Hämoglobinspiegels von ≥12 g/dl zum Zeitpunkt der Therapiebeurteilung nach 26 Wochen sowie der Transfusionsfreiheit zwischen Woche 5 und 26 zusammensetzte. Außerdem durften die Patienten keine andere mit CAD in Zusammenhang stehende Therapie erhalten. Sekundäre Endpunkte waren die Verbesserung der Schlüsselindikatoren des Krankheitsprozesses – darunter Hämoglobin, Bilirubin als Maß für die Zerstörung der roten Blutkörperchen, der Facit-Fatigue-Score als Maß für die Lebensqualität bei Fatique, die Laktatdehydrogenase (LDH) und die Notwendigkeit von Transfusionen.

In der Studie kam es zu einem mittleren Gesamtanstieg des Hämoglobins von 2,6 g/dl. Die Verbesserung der Hämoglobinspiegel zeigte sich schnell: Bereits nach einer Woche betrug der mittlere Anstieg ≥1 g/dl gegenüber dem Ausgangswert. Das mittlere Gesamtbilirubin, ein wichtiger Hämolyse-Marker bei CAD, hatte sich nach der ersten Behandlungswoche beinahe normalisiert. Auch der mittlere Facit-Fatigue-Score zeigte eine klinisch signifikante Besserung der Fatigue nach der ersten Behandlungswoche mit einem Anstieg von 7,2 Punkten. Der monoklonale Antikörper könnte als erstes Medikament gegen die Kälteagglutininkrankheit zugelassen werden. Sanofi plant daher, in naher Zukunft den Zulassungsantrag bei US-Arzneimittelbehörde FDA zu stellen. Schon jetzt wurde Sutimlimab der Status „Therapiedurchbruch“ und „Orphan Drug“ zugeschrieben. Die neuartige Therapie könnte das CAD-Behandlungsparadigma verändern, sagte auch Dr. John Reed von Sanofi.

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