Suchterkrankung

Pille statt Schnaps

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Berlin -

Die europäische Arzneimittelagentur EMA empfiehlt Selincro (Nalmefen). Das Präparat soll in Verbindung mit einer psychosozialen Therapie zur Behandlung von Alkoholsüchtigen eingesetzt werden.

Die Patienten dürfen keine körperlichen Entzugserscheinungen bei Absetzen des Alkohols haben und eine sofortige Entgiftung darf nicht notwendig sein. Das Präparat sollten nur Patienten erhalten, die auch zwei Wochen nach dem Entzug noch ein hohes Risiko für einen Rückfall haben. Um den Alkoholkonsum zu verringern, sollen Patienten die Tabletten etwa ein bis zwei Stunden vor dem erwarteten Alkoholkonsum einnehmen.

Selincro ist für Patienten mit hohem Alkoholkonsum gedacht: Bei Männern bedeutet dies täglich mehr als 60 Gramm Alkohol, bei Frauen mehr als 40 Gramm Alkohol. In einem Glas Bier (200 Milliliter) sind etwa 8 Gramm Alkohol enthalten, ein Glas Wein (125 Milliliter) enthält durchschnittlich 10 Gramm Alkohol.

Nalmefen ist ein selektiver Opioid-Antagonist. Das Präparat wirkt laut EMA antagonistisch an den µ- und δ-Rezeptoren und partiell agonistisch am ҡ-Rezeptor. Akuter Alkoholkonsum setzt im mesolimbischen System Dopamin frei. Dem Hersteller Lundbeck zufolge reduziert Selincro das Bedürfnis nach Alkohol und hilft Patienten, den Konsum zu reduzieren. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Schwindel und Schlafprobleme.

In den zulasungsrelevanten Studien verringerte sich bei den mit Selincro behandelten Patienten der Alkoholkonsum signifikant. Die Probanden mit hohem Alkoholkonsum tranken im Durchschnitt 10,5 Standard-Drinks, was 1,5 Flaschen Wein entspricht, so Lundbeck. Innerhalb des ersten Monats senkte sich der Konsum bei den mit Selincro behandelten Patienten um 40 Prozent. Nach sechs und zwölf Monaten reduzierte sich der Konsum um mehr als 60 Prozent. Nach der Studie verringert sich der Alkoholkonsum im Durchschnitt um eine Flasche Wein Pro Tag.

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