Studien

Rückenschmerzen: Medikamente wirkungslos

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Berlin -

Etwa acht von zehn Deutschen leiden unter Rückenschmerzen. Die Betroffenen greifen meist zu Schmerzmitteln. Geht man nach einer aktuellen Veröffentlichung im Annals of Internal Medicine Journal, helfen die meisten Präparate gar nicht gegen den Schmerz.

Das American College of Physicians (ACP) hat im Februar nach etwa zehn Jahren seine US-Praxisleitlinie zur Therapie bei Schmerzen im unteren Rückenbereich überarbeitet. Die Analyse führten Ärzte der Universität in Portland durch. Die Experten nehmen in ihrem Ergebnis Abstand von der medikamentösen Therapie und empfehlen in erster Linie nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden. Bewegung, Massagen und Wärmeanwendungen können Medikamenten vorgezogen werden. Hilfreiche Maßnahmen können Pilates, Yoga, Akupunktur, Stressreduktion, Schwimmen in warmem Wasser oder Spaziergänge sein. Die Experten warnen nicht nur vor den Nebenwirkungen der Arzneistoffe sondern auch vor deren Unwirksamkeit.

Am häufigsten verordnet oder auch in der OTC-Empfehlung verwendet, kommen Nicht Steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Ibuprofen, Diclofenac & Co. wurden in etwa 70 Studien verglichen. Schrieben ältere Studien den Wirkstoffen noch eine signifikante Verbesserung der Beschwerden zu, rudern die Experten jetzt zurück. Vor allem bei älteren Studien werde die Schmerzlinderung überschätzt. Auffällig seien die vermehrt auftretenden Nebenwirkungen unter dem Einsatz der NSAR. Eine mittlere Verbesserung der Schmerzintensität konnte jedoch für akute Rückenschmerzen im Vergleich zu Placebos verzeichnet werden. Vier neuere Studien ließen die Wirkstoffe jedoch nur geringfügig besser abschneiden, gerade einmal um 8 Punkte verbesserte sich die Differenz auf der 100 Punkte Schmerzskala. Dennoch seien NSAR Mittel der Wahl, wenn alternative nichtmedikamentöse Therapien erfolglos waren.

Gänzlich abgestraft wurde Paracetamol. Der Wirkstoff schnitt nicht besser ab, als ein Placebo. Die Experten sehen keine belegte Wirksamkeit, da auch keine ausreichenden Studiendaten zu chronischen Rückenschmerzen vorliegen würden. Das Ergebnis stellt die alte Leitlinie der ACP damit komplett in Frage, denn diese sprach Paracetamol noch einen vergleichbaren Nutzen zu NSAR zu. Auch systemische Glucocorticoide fielen bei den Experten durch. Zehn Studien wurden ausgewertet. Das Ergebnis war überwiegend negativ und nicht besser als Placebo.

Muskelrelaxantien wird laut Experten nur ein moderater bis ausgeprägter Nutzen bei akuten Rückenschmerzen zugesprochen. Im Falle einer Chronifizierung könnten die Arzneistoffe jedoch keine Linderung verschaffen und sind auf Grund ihrer häufiger auftretenden Nebenwirkungen nicht zu empfehlen. Bemängelt wurde vor allem die Sedierung.

Positive Ergebnisse meldeten die Experten für den Wirkstoff Duloxetin. Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer hat einen geringen analgetischen Effekt und wird als Antidepressivum eingesetzt. Die Studien deuten darauf hin, dass der Wirkstoff einen geringen, gelegentlich moderaten Effekt bei chronischen Kreuzschmerzen habe.

Die Experten überprüften 38 Studien zu Opioiden. Ihnen wird vor allem in der kurzfristigen Behandlung eine bessere Wirkung im Vergleich zum Placebo zugesprochen. Mängel fanden die Prüfer in den methodischen Schwächen der Studien. Zudem wurden die Gefahr der Abhängigkeit und der Überdosierung in den Studien nicht untersucht. Lediglich die akut auftretenden Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Benommenheit und Verstopfung wurden berücksichtigt.

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