Die Parkinson-Erkrankung kann weder geheilt noch ursächlich behandelt werden: Eine medikamentöse Therapie erfolgt bisher nur symptomatisch. Kurze Zeit galt die Hoffnung der Anwendung eines Nikotinpflasters, um das Fortschreiten der Krankheit im frühen manifesten Stadium zu verlangsamen. Eine deutsch-amerikanische Studie liefert dazu negative Ergebnisse.
Epidemiologische Beobachtungen konnten zeigen, dass langjährige Raucher:innen seltener an Parkinson erkranken. Das warf bei Forscher:innen der German Parkinson Study Group und der USA Parkinson Study Group mit Studienzentrale in Marburg die These auf, das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung im frühen manifesten Stadium mittels Nikotinpflaster beeinflussen zu können. Die Ergebnisse der Studie wurden in „NEJM Evidence“ veröffentlicht: mit negativem Fazit.
Im Hinblick auf Toxin-induzierte Parkinson-Tiermodellen schien die positive Wirkung des Nikotins plausibel: So schützte die pharmakologisch wirksame Substanz des Tabaks vor einer parkinsonähnlichen Neurodegeneration. Zudem konnte sie Entzündungsreaktionen des Nervensystems reduzieren und induzierte entgiftende Enzyme. Zuvor durchgeführte Studien mit transdermalem Nikotin bei Parkinsonkranken konnten jedoch keine Besserung der Symptomatik belegen.
In einer doppelblinden multizentrischen Studie wurden 163 Proband:innen per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe erhielt Nikotin transdermal (bis zu 28 mg pro Tag), die andere ein Placebo-Pflaster, für einen Zeitraum von 52 Wochen. Alle Teilnehmer:innen hatten vor höchstens 18 Monaten eine Parkinson-Diagnose erhalten und befanden sich im Frühstadium der Erkrankung. Sie hatten nur leichte Symptome.
Zudem erhielten die Personen bis zum Studienzeitpunkt noch keine Therapie mit Antiparkinsonmitteln, davon ausgenommen waren jedoch MAO-B-Hemmer. Weiterhin bestand bei keinem der Teilnehmer:innen Bedarf für eine dopaminerge Behandlung. Eine zusätzliche Bedingung für die Teilnahme, dass die Proband:innen seit mindestens einem Jahr Nichtraucher und waren und zuvor nicht mehr als eine Packung Zigaretten am Tag geraucht hatten.
Überraschend sei die Quote der Studienabbrecher gewesen: 59 der Teilnehmer:innen hielten nicht bis zum Ende durch und brachen die Teilnahme ab. Häufig wegen einer Verschlechterung der Symptomatik sowie der Verschlechterung der motorischen Funktion. Dabei gab es keine Tendenz in einer der beiden Gruppen: 28 in der Placebogruppe und 31 in der Nikotingruppe.
Fazit: Die einjährige transdermale Nikotinbehandlung konnte auch bei Therapiebeginn im manifesten Frühstadium einer Parkinson-Erkrankung die Progression nicht verlangsamen.
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