Studien

Baclofen gegen Alkoholsucht

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Berlin -

Forscher der Berliner Charité haben den Wirkstoff Baclofen als Mittel gegen die Alkoholsucht getestet. Der „Welt“ zufolge konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass der Wirkstoff Suchtkranken helfen kann, während der Therapie abstinent zu bleiben.

Das Muskelrelaxans ist indiziert zur Behandlung von Spastizität der Skelettmuskulatur, die durch Multiple Sklerose, Rückenmarkserkrankungen oder -verletzungen hervorgerufen wird oder zerebralen Ursprungs ist.

Der französische Kardiologe Olivier Ameisen hatte Baclofen bereits vor einigen Jahren im Selbstversuch getestet. Er hatte sich das Arzneimittel off-label für die eigene Alkoholabhängigkeit verordnet und darüber berichtet. Durch sein Buch „Das Ende meiner Sucht“ gewann der Wirkstoff an Bekanntheit.

In Frankreich ist Baclofen seit März vergangenen Jahres für die Suchttherapie zugelassen. Der „Welt“ zufolge hat die Arzneimittelbehörde ANSM den Wirkstoff nach Forderungen von Patienten und Medizinern und bislang nur vorläufig freigegeben. Mehr als 100.000 Patienten sollen dort bereits mit Baclofen behandelt worden sein.

In Deutschland ist das Mittel noch nicht für die Behandlung von Alkoholismus zugelassen, manche Ärzte verwendeten es dennoch für die Therapie, so die Zeitung. Laut Ameisen wirkt Baclofen auf der Ebene des zerebralen Belohnungssystems, an den Gaba-B-Rezeptoren. Baclofen reduziere die Dopaminfreisetzung, das Belohnungssystem werde neu ausbalanciert und ein Sättigungsgefühl trete ein.

Die Forscher der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité gaben der „Welt“ zufolge 22 Probanden nach einer Eingewöhnungsphase zwölf Wochen lang bis zu 270 mg Baclofen am Tag; die Dosis wurde später herabgesetzt. Weitere 21 Teilnehmer erhielten demnach Placebos. Beim Studienbeginn seien die Probanden bis zu drei Wochen trocken gewesen.

15 der 22 Probanden seien unter der hohen Dosierung abstinent geblieben. In der Kontrollgruppe seien es nur fünf gewesen. Entzugserscheinungen hätten die Patienten unter Baclofen nicht erlebt. Zwei hätten die Therapie aber wegen starker Müdigkeit und Erschöpfung abgebrochen.

Neben der aktuellen Studie seien auch zwei französische Studien mit jeweils mehr als 300 Teilnehmern abgeschlossen. Ergebnisse lägen noch nicht vor. Eine der Studien sei im Auftrag von Ethypharm, einem französischen Hersteller, durchgeführt worden. Dieser wolle Baclofen unter dem Namen Xylka vermarkten.

Seit September ist die erste Anti-Alkoholpille auf dem deutschen Markt: Selincro (Nalmefen) des dänischen Herstellers Lundbeck. Das Arzneimittel kommt in Einheiten zu 14 und 49 Stück und ist voll erstattungsfähig. Laut Hersteller soll Selincro in Verbindung mit psychosozialen Maßnahmen zur Reduktion des Alkoholkonsums und zur Therapieadhärenz verordnet werden.

Selincro ist zur Therapie der Alkoholabhängigkeit bei Erwachsenen zugelassen, deren Alkoholkonsum sich auf mindestens „hohem Risikoniveau“ befindet (mehr als 60 g reiner Alkohol pro Tag für Männer und mehr als 40 g pro Tag für Frauen). Außerdem dürfen sie keine körperlichen Entzugssymptome haben, die Notwendigkeit einer sofortigen Entgiftung gilt ebenfalls als Kontraindikation.

Der Patient nimmt eine Tablette an Tagen, an denen er das Risiko verspürt, Alkohol zu trinken – idealerweise 1 bis 2 Stunden vor dem voraussichtlichen Zeitpunkt des Alkoholkonsums, ansonsten möglichst bald nach Beginn.

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