Medikamententoxizität

Studie: Paracetamol-Risiko überbewertet APOTHEKE ADHOC, 19.04.2012 13:33 Uhr

Berlin - 

Paracetamol führt seltener zu Vergiftungen der Leber als andere Arzneimittel. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Acute Liver Failure Study Group Germany (ALFSSGG), die Ursachen und Folgen von akutem Leberversagen untersucht hatten. Die Mediziner der Arbeitsgruppe an der Uniklinik Essen hatten Daten von elf universitären Krankenhäusern aus den Jahren 2008 bis 2009 ausgewertet.

 

Insgesamt wurden 109 Fälle von akutem Leberversagen (AFL) dokumentiert. In 9 Prozent war eine Paracetamol-Vergiftung die Ursache. Bei 32 Prozent der Vergiftungen waren andere Medikamente beteiligt, 21 Prozent ließen sich auf Virusinfektionen zurückführen. Bei 24 Prozent war die Ursache unklar.

Den Wissenschaftlern zufolge ist neben der Virushepatitis Medikamententoxizität die Hauptursache für die akute ALF. Allerdings zeige die Studie, dass Paracetamol weniger als angenommen an der schweren Leberinsuffizienz beteiligt sei.

Die Wissenschaftler finden ihre Ergebnisse aus geographischer Sicht repräsentativer als ältere Erhebungen: Bei einer monozentrischen retrospektiven Studie, bei der Daten der Universitätsklinik Essen aus den Jahren 2002 bis 2008 ausgewertet worden waren, waren 72 Prozent der gemeldeten medikamentenassoziierten Fälle durch Paracetamol verursacht.

Das Statistische Bundesamt listet für 2010 insgesamt 38 tödliche Vergiftungen durch Analgetika auf. Auch hier waren andere Medikamente weitaus häufiger vertreten als Paracetamol: Denn Analgetika wie Ibuprofen oder Diclofenac waren viermal häufiger die Ursache einer Intoxikation als Paracetamol. Außerdem wurden doppelt so häufig Salicylat-Vergiftungen gemeldet wie Paracetamol-Intoxikationen.