Homöopathische Impfstoffe

Studie: Nosoden gleichen Placebo

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Berlin -

Der kanadische Wissenschaftler Dr. Mark Loeb hat in einer randomisierten, kontrollierten Studie die immunisierende Wirkung von homöopathischen Nosoden mit denen von verschiedenen „richtigen“ Impfstoffen verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei den Probanden der Nosodengruppe keinerlei Immunreaktion nachgewiesen werden konnte.

Obwohl es keine wissenschaftliche Plausibilität und keine nachweislichen Wirkungen von Homöopathika gibt, sind einige von ihnen als Arzneimittel eingestuft. Loeb, Experte für Infektionskrankheiten, sieht die Homöopathieforschung daher als Mittel, um die Regierung zu einer angemesseneren Einstufung zu bringen.

In seiner Studie verglich er verschiedene Nosoden mit Impfstoffen und Placebo. Es wurde die Antikörperreaktion gegen homöopathische und konventionelle Impfstoffe bei Universitätsstudenten untersucht. Bewertungskriterium waren die Produktion von Antikörpern sowie B- und T-Zell-Antworten. Loebs Hypothese war, dass die Nosoden sich in ihren Ergebnissen nicht von Placebo unterscheiden werden.

Die Studie wurde mit 150 Studenten im Alter von 18 bis 24 Jahren durchgeführt, die bereits als Kind eine Grundimmunisierung erhalten hatten. Die Probanden wurden in drei gleich große Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhielt homöopathische Nosoden gegen Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Mumps und Masern. Die Einnahme erfolgte mit zunehmend verdünnten Mitteln ab C30. Zudem erhielt diese Gruppe Injektionen mit Kochsalz, um die tatsächlichen Impfstoffinjektionen nachzuahmen.

Die zweite Gruppe erhielt die tatsächlichen subkutanen Impfstoffe gegen Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Masern, Mumps und Röteln. Zusätzlich erhielten sie Zuckertabletten, um die Dosierung der Nosode nachzuahmen. Dritte Gruppe war die Placebogruppe: Alle Probanden dieser Kontrollgruppe erhielten regelmäßig Zuckertabletten und Kochsalzinjektionen.

Für die Auswertung der Studie waren Antikörperspiegel für Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Mumps und Masern ausschlaggebend. Allen Teilnehmern wurde unmittelbar vor den Injektionen und erneut nach drei Wochen Blut entnommen. Bei keinem Patienten der Nosoden- oder Placebogruppe konnte eine bedeutsame Immunreaktion nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Homöopathie sind nicht von Placebo zu unterscheiden.

Bei den Teilnehmern, die richtige Impfstoffe erhielten, traten neben der Immunreaktion auch deutlich mehr Nebenwirkungen auf: Rötungen, schmerzende Arme und Bewegungseinschränkungen wurden häufiger als in den anderen beiden Gruppen berichtet. Die Studie zeigte außerdem, dass die meisten Probanden schützende Mengen an Antikörpern gegen Diphterie (88 Prozent) und Tetanus (97 Prozent) aufwiesen. Gegen Mumps hingegen waren nur 66 Prozent geschützt, bei Masern waren es nur 53 Prozent.

Die Arzneimittelbehörde Health Canada hat hunderte homöopathische Mittel zugelassen und für „sicher und wirksam“ erklärt. Bei Homöopathen gelten die sogenannten „Nosoden“ daher häufig als Impfstoffersatz. Es handelt sich hierbei um homöopathische Mittel, die aus infektiösem Material wie Blut, Eiter oder Krankheitserregern hergestellt werden.

Wie üblich in der Homöopathie, wird diese Substanz soweit verdünnt, bis nachweislich nur noch Wasser übrig bleibt. Vor einigen Jahren gelang es der Organisation „Bad Science Watch“ mit Hilfe einer öffentlichen Kampagne, die Hersteller der Homöopathika dazu zu verpflichten, ein Hinweisetikett („Dieses Produkt ist keine Alternative zur Impfung“) auf ihren Produkten anzubringen.

Experten sehen die Gefahr, dass sich Patienten durch Unwissenheit oder Überzeugung in die Homöopathie nicht auf nachgewiesene, wissenschaftliche Behandlungen einlassen. Somit könnten wichtige Impfungen versäumt werden. Die nicht vorhandene Immunität könnte damit zum Erwerb von gefährlichen Krankheiten führen und zu einem weltweiten Anstieg der Infektionen.

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