Eine vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) finanzierte Studie hat die medizinische Anwendung von Cannabis untersucht. Die Studienergebnisse zeigen insgesamt ein vielversprechendes Heilmittelpotenzial von Cannabis, erklärt das BAG. Insbesondere bei chronischen oder bei durch Krebs verursachten Schmerzen zeigte das Mittel eine gute Wirkung. Die Studie wurde im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlicht.
Der Konsum von Cannabis ist in der Schweiz verboten. Um Ausnahmebewilligungen zielgerichteter ausstellen zu können, hat das BAG eine systematische Übersicht über die positiven wie negativen Auswirkungen des medizinischen Gebrauchs von Cannabis in Auftrag gegeben.
Für die Metastudie wurden 79 klinische Studien mit insgesamt mehr als 6000 Teilnehmern untersucht und statistisch analysiert. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Einnahme von Cannabis mit einer Linderung von Symptomen einhergeht. Eine Wirkung könne aber nicht für alle untersuchten Indikationen statistisch belegt werden.
Gute Belege bestehen demnach für die Wirksamkeit von Cannabis bei der Behandlung von chronischen oder durch Krebs verursachten Schmerzen sowie bei Muskelkrämpfen infolge von Multipler Sklerose. Auch bei Übelkeit als Nebenwirkung einer Chemotherapie, bei Gewichtsverlust von Aidskranken, bei Schlafstörungen sowie dem Tourette-Syndrom zeigten sich positive Auswirkungen. Bei Angstsymptomen ist Cannabis laut der Studie am wenigsten wirksam. Als kurzfristig auftretende Nebenwirkungen wurden Symptome wie Mundtrockenheit, Müdigkeit, Übelkeit oder Schläfrigkeit festgestellt.
Im JAMA warnten Ärzte vor einer voreiligen Interpretation der Studienergebnisse. Nebenwirkungen bei langfristiger Anwendung seien noch nicht ausreichend erforscht – insbesondere bei Jugendlichen, die sich in der Entwicklung befinden, könnten Cannabinoide auf die Gehirnentwicklung einwirken. Man brauche mehr belastbare Studien.
Der leitende Arzt des interdisziplinären Schmerzambulatoriums am Universitätsklinikum Zürich, Dr. Konrad Maurer, sagte gegenüber dem Schweizer „Tages Blatt“, man stelle im Klinikalltag fest, dass gewissen Menschen sehr gut auf Cannabis reagierten. Allerdings müsse man sich Cannabis nicht als klassisches Schmerzmittel vorstellen, sondern eher als Schmerzmodulator: „Mit anderen Worten: Mit THC wird einem der Schmerz etwas egaler“, sagte Maurer gegenüber der Zeitung.
In Deutschland haben inzwischen einige hundert Patienten das Recht, Cannabis zu medizinischen Zwecken zu erwerben. Unter den Politikern wächst die Überzeugung, Cannabis für den freien Verkauf zuzulassen.
Monika Hermann (Grüne), Bürgermeisterin des Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain, kündigte kürzlich an, einen Antrag das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu stellen, der konkrete Pläne zum Verkauf und direkten Konsum von Cannabis in lizenzierten Läden enthält. Grundsätzlich kämen auch Apotheken als Absatzort infrage, so das Bezirksamt.
Nicht nur im Bezirk Kreuzberg, auch in Düsseldorf hat die Politik Vorstöße gewagt: Die Düsseldorfer Ratsfrau Angelika Kraft-Dlangamandla (Die Linke) hat in einem Antrag vorgeschlagen, dass Apotheken künftig Marihuana abgeben dürften. Damit verfolgt sie das Ziel, Cannabis nicht nur als Droge, sondern auch als Medikament in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern.
Auf Bundesebene erhielt der kontrollierte Verkauf von Cannabis zuletzt Zustimmung vom wirtschaftspolitischen Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Dr. Joachim Pfeiffer, und dem Grünen-Abgeordneten Dieter Janecek. In einem Positionspapier sprachen sie sich für einen regulierten Markt für Cannabis als Genussmittel aus.
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