Aducanumab gegen Alzheimer

Studie abgebrochen: Hoffnungsträger erreicht Ziele nicht

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Berlin -

Biogen hat die weltweiten Phase-III-Studien Engage und Emerge zu Aducanumab vorzeitig beendet. Die Studien sollten Wirksamkeit und Sicherheit des monoklonalen Antikörpers bei Patienten in einem frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit untersuchen. Die bislang erhobenen Daten deuten darauf hin, dass der primäre Endpunkt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erreicht wird.

„Diese enttäuschende Nachricht bestätigt die Komplexität der Alzheimer-Behandlung und die Notwendigkeit, das Wissen der Neurowissenschaften weiter auszubauen“, sagt Michael Vounatsos, Vorstandschef von Biogen. Als primärer Endpunkt der placebokontrollierten Studien wurde die Wirksamkeit von Aducanumab als monatliche Gabe mit Blick auf die Verlangsamung des kognitiven und funktionellen Abbaus festgelegt. Gemessen wurde dies anhand des „Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes“ (CDR-SB)-Score. Detaillierte Daten der Studien sollen auf zukünftigen medizinischen Konferenzen präsentiert werden. Die Sicherheitsstudie Envolve wird ebenfalls abgebrochen.

„Für die Alzheimer-Forschung ist das ein herber Rückschlag“, sagt Professor Dr. Richard Dodel, Neurologe der Universität Duisburg-Essen. Bei Aducanumab habe sich bis dato um ein vielversprechendes Arzneimittel gehandelt, dessen Markteinführung für das Jahr 2023 erwartet wurde. Laut Dodel war der monoklonale Antikörper auch interessant, weil es entgegen aller Therapien in klinischen Prüfungen kein Arzneimittel zur reinen Prophylaxe, sondern zur Therapie der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium gewesen wäre.

Das Prüfpräparat Aducanumab (BIIB037) stammt aus B-Zellen von gesunden älteren Patienten ohne kognitive Beeinträchtigungen oder kognitiv beeinträchtigten älteren Patienten mit einer ungewöhnlich langsamen Abnahme der entsprechenden Fähigkeiten. Der Wirkstoff ist eine Entwicklung von Biogen und Eisai. Aducanumab bindet lösliche Oligomere und Ablagerungen von fibrillärem Amyloid-β mit hoher ZNS-Penetration. Einige Experten sehen in den Eiweiß-Ablagerungen die Hauptursache für die Alzheimer-Erkrankung, da sie neurodegenerativ wirken, Entzündungsreaktionen auslösen und letztlich die Signalübertragung im Gehirn behindern.

2016 wurden die Ergebnisse der Phase-II-Studie Prime zu Aducanumab im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht. Die Daten deuteten darauf hin, dass der Arzneistoff das Fortschreiten der neurokognitiven Defizite verlangsamen kann.

„Es ist keine Seltenheit, dass Phase-III-Studien negative Ergebnisse bringen“, weiß Dodel, auch wenn die Vorstudien vielversprechend waren. „Das zeigt, wie wichtig es ist, vor der Zulassung alle Phasen der klinischen Prüfung sorgfältig zu durchlaufen. Der Forschungsfortschritt wird immer auch von Rückschlägen wie diesem begleitet, die aber letztlich wieder zu neuen Erkenntnissen beitragen.“

Bislang gibt es noch kein Arzneimittel, das die Krankheit heilen kann. In der Therapie kommen beispielsweise Acetylcholinesterase-Hemmer zum Einsatz, die den Abbau von Acetylcholin an der Synapse verzögert. Der Transmitter sorgt für die Signalübertragung an der Nervenzelle. Außerdem kann der NMDA-Antagonist Memantin die Nervenzellen vor einem übermäßigen Einstrom des Neurotransmitters schützen. Eine Überbelastung soll zu einem Absterben der Nervenzellen führen. Weiterhin können Ginkgo-Präparate in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit verwendet werden.

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