Nach der Mordserie des Krankenpflegers Niels H. sollen Kliniken in Niedersachsen künftig zwingend Stationsapotheker beschäftigen. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) begrüßt den Vorstoß und teilt mit, dass junge Apotheker großes Interesse für dieses Tätigkeitsfeld zeigen.
Auf die rund 40.000 Krankenhausbetten in Niedersachsen sollen laut Gesetzentwurf 134,5 Stationsapotheker kommen. Damit soll ein Stationsapotheker rund 300 Betten betreuen und das Krankenhauspersonal bei Fragen der Arzneimitteltherapie unterstützen. Dabei geht es auch um eine genauere Kontrolle des Medikamentenverbrauchs. „Die pharmazeutische Ausbildung gibt die grundsätzliche Befähigung hierzu“, schreibt der BPhD. Zudem sei die Bereitschaft von jungen Apothekern, als Stationsapotheker tätig zu werden, „größer denn je“. Aus Sicht des BPhD ist die Novellierung ein Schritt in die richtige Richtung – sowohl für die Arzneimitteltherapiesicherheit als auch für die Zukunft des Apothekerberufs im Krankenhaus.
Das neue Gesetz ist insbesondere wegen des bundesweiten Apothekermangels in Kritik geraten. „Die Auffassung, dass die Stellen in den Krankenhausapotheken nicht besetzt werden könnten, kann ich nicht teilen“, erklärte Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf. „Die Aufgaben eines Stationsapothekers sind bei den jährlich mehr als 2000 Absolventen des Pharmaziestudiums sehr beliebt“, so Linz. Bundesweit ausgeschriebene Stellen stießen bei den Apothekern auf sehr großes Interesse und veranlassten sogar Stationsapotheker zur Rückkehr aus dem Ausland.
Nach Zahlen der Kammer haben bundesweit seit Einführung der Weiterbildung 1.097 Apotheker eine Weiterbildung zum Fachapotheker für Klinische Pharmazie absolviert. 80 haben im Jahr 2016 ihre Prüfung erfolgreich absolviert. 727 befinden sich derzeit noch in der Weiterbildung Klinische Pharmazie. „In Niedersachsen haben wir den besonderen Fall, dass alle an einer Weiterbildungsstätte für Klinische Pharmazie Beschäftigten eine Weiterbildung in Klinischer Pharmazie abgeschlossen haben oder sich in der Weiterbildung befinden", so eine Sprecherin der Kammer. Die Apothekerkammer könne auch kurzfristig einer erhöhten Anzahl an Weiterzubildenden im Gebiet Klinische Pharmazie gerecht werden.
Der BPhD stellt sich in diesem Zusammenhang „ausdrücklich an die Seite von Frau Linz und der Apothekerkammer Niedersachsen“. Zudem sind die Studenten davon überzeugt, dass angehende Stationsapotheker mit Fort- und Weiterbildungsangeboten seitens der Apothekerschaft bestmöglich unterstützt werden, um den verantwortungsvollen Aufgaben im Krankenhaus gerecht zu werden.
In Niedersachsen wird der Studiengang Pharmazie derzeit nur an der Technischen Universität Braunschweig angeboten. Die Studenten sprechen sich weiterhin für einen weitere Hochschule aus; ein zweiter Standort sei „überdenkenswert“. Zukünftig könne man auch überlegen, die Zahl der Pharmaziestudenten in ganz Deutschland zu erhöhen, falls andere Bundesländer Niedersachsen als Vorbild nähmen und auch entsprechende gesetzliche Bestimmungen einführten.
„Bis dahin wird die Bereitschaft von qualifiziertem Personal, die neu geschaffenen Stellen für Stationsapotheker zu besetzen, jedoch sicherlich auch von außerhalb Niedersachsens groß genug sein“, sagt der BPhD. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit an Kliniken sei für junge Apotheker eine attraktive Möglichkeit, sich voll und ganz als Arzneimittelexperte in das Gesundheitswesen einzubringen.
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