Kardiologie

Stress bricht das Herz dpa/ APOTHEKE ADHOC, 28.04.2010 10:44 Uhr

Berlin - 

Allein vom Namen her würden Nicht-Mediziner das so genannte „Broken Heart Syndrom“ wahrscheinlich eher Teenagern zuordnen. Tatsächlich trifft die Erkrankung allerdings fast nur ältere Frauen. Die Symptome sind beängstigend und erinnern an einen Herzinfarkt: Atemnot, Schmerzen in der Brust, Übelkeit. Doch die Herzkranzgefäße werden normal durchblutet. Die Betroffenen haben in der Regel kurz zuvor Schlimmes erleben müssen, etwa den Tod eines nahestehenden Menschen oder die Trennung vom Partner.

Das Krankheitsbild ist noch relativ jung und entsprechend schlecht erforscht. Zum ersten Mal beschrieben wurde es 1991 nach einem Erdbeben in Japan. In Europa und den USA wurden Anfang des neuen Jahrtausends die ersten Berichte veröffentlicht. „Es gibt erst seit 2006 überhaupt eine Definition dieser Krankheit“, sagt Michael Becker, Kardiologe an der Uniklinik Aachen.

Die Ursache des Syndroms liegt vermutlich in den Stresshormonen, die bei Belastungen ausgeschüttet werden. Das belastende Ereignis muss nicht immer besonders schlimm oder negativ sein. Manchmal reicht laut Becker eine Überraschungsparty oder ein Verfahren in der Stadt. Die meisten Patientinnen haben allerdings Schlimmes erlebt. Wissenschaftler vermuten, dass die Nebenniere bei ihnen zu viele Stresshormone ausschüttet. So findet sich etwa im Blut der Patientinnen eine deutlich höhere Konzentration von Adrenalin und Dopamin als bei gesunden Menschen. So viele Hormone auf einmal verkraftet das Herz nicht, ein Teil davon stellt dann einfach die Arbeit ein.

Dass vor allem ältere Frauen betroffen sind - 90 Prozent der Patientinnen sind über 60 Jahre alt - liegt vermutlich an dem sinkenden Östrogenspiegel in und nach den Wechseljahren. Die weiblichen Geschlechtshormone wirken normalerweise herzschützend.

Verlässliche Daten, wie viele Menschen jährlich in Deutschland am „Broken Heart Syndrom“ erkranken, gibt es nicht. Die Erkrankung ist allerdings ungefährlicher als ein Herzinfarkt: Fast alle Patientinnen überleben, die Mortalität liegt nur bei etwa 3 Prozent. Das Herz heilt von selbst, indem sich die Veränderungen innerhalb von Wochen fast immer vollständig zurückbilden. Als Schutz des Herzens vor dem hohen Adrenalinspiegel können Betablocker eingesetzt werden.