Transplantation kann Diabetes heilen Dr. Kerstin Neumann, 29.04.2016 08:07 Uhr
Die Transplantation von Inselzellen kann bei Diabetikern ein Absinken des Blutzuckers verhindern. Das haben Forscher der Northwestern University in Chicago herausgefunden. Die Ergebnisse einer klinischen Phase-III-Studie sollen einen Durchbruch bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes bringen. Eine lebenslange Versorgung der Patienten mit Insulin könnte damit überflüssig werden – allerdings muss auf andere Medikamente zurückgegriffen werden.
An der Studie nahmen 48 Patienten mit Typ-1-Diabetes teil, die trotz medizinischer Betreuung immer wieder Probleme mit zu niedrigen Blutzuckerwerten hatten. Bei allen wurde eine Transplantation von Inselzellen durchgeführt. Dafür werden gesunde Zellen der Bauchspeicheldrüse eines verstorbenen Spenders verwendet. Der Eingriff ist nur gering invasiv: Eine schwere Operation muss nicht durchgeführt werden. Die Spenderzellen werden gereinigt, bearbeitet und mithilfe eines Katheders im Bauch in die Portalvene des Empfängers eingebracht. Die Vene transportiert die Zellen dann über das Blut vom Darm in die Leber.
Nach dem Eingriff begannen die transplantierten Beta-Zellen innerhalb kurzer Zeit, selbst Insulin zu produzieren. Je nach Patient dauerte der Start der Produktion allerdings einige Tage, so die Forscher. Bis dahin sei weiterhin die Verabreichung von Insulin nötig gewesen.
Patienten, die auch 75 Stunden nach der ersten Transplantation noch Insulin brauchten, erhielten weitere Spenderzellen. Bei jedem zweiten Teilnehmer war ein solcher zweiter Eingriff erforderlich. Ein Patient erhielt danach auch noch eine dritte Dosis.
Die Blutzuckerwerte und das Auftreten einer Unterzuckerung wurden bei den Teilnehmern jeweils ein und zwei Jahre nach der Transplantation überprüft. Nach einem Jahr verfügten 88 Prozent der Teilnehmer über fast normale Blutzuckerwerte und sie hatten keine Probleme mit Unterzuckerung. Diese Ergebnisse blieben bei 71 Prozent der Patienten auch zwei Jahre nach dem Eingriff erhalten. Nach einem Jahr brauchte jeder zweite Teilnehmer kein Insulin mehr.
Durch die Transplantation kam es allerdings auch zu Schwierigkeiten bei einigen Probanden: Fünf Patienten zeigten transplantationsbedingte Komplikationen wie eine verringerten Nierenfunktion. Zwei Patienten erlitten Infektionen, die mit der Unterdrückung des Immunsystems in Verbindung standen. Alle Nebenwirkungen konnten jedoch behandelt werden, so die Studienautoren.
Vollständig frei von regelmäßiger Medikation sind die Patienten allerdings auch nach der Transplantation nicht: Um die Abstoßung der gespendeten Zellen zu verhindern, müssen die Patienten den Rest ihres Lebens Immunsuppressiva einnehmen. Diese Medikamente können laut Mitautor Dr. Tom Eggerman ihrerseits zu schweren Nebenwirkungen im Zuge der Therapie führen.