Stoffwechselerkrankungen

Doppel-Inkretin gegen Diabetes

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Berlin -

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben ein Peptid entwickelt, das sowohl an GLP-1- als auch GIP-Rezeptoren angreift. Das „Doppel-Inkretin“ zeigt den Forschern zufolge im Vergleich zu den bekannten GLP-1-Agonisten eine verbesserte blutzuckersenkende und insulinotrope Wirkung.

Den Wissenschaftlern zufolge korrigiert das Peptid, das Sequenzen der beiden Inkretine enthält, zwei ursächliche Mechanismen von Diabetes effizienter als die bekannten Agonisten: Insulinresistenz aufgrund von Übergewicht und pankreatitischen Insulinmangel. Ein möglicher Zusatzeffekt sei, dass der Wirkstoff für ein größeres Sättigungsgefühl sorge und zum Abnehmen beitrage.

An Mäusen, Ratten und Affen wurde das Peptid bereits getestet. Nun hat den Wissenschaftlern zufolge eine erste Studie mit 53 Typ-2-Diabetikern gute Ergebnisse erbracht. Verglichen mit einer unbehandelten Kontrollgruppe schütteten sie mehr Insulin aus und hatten bessere Blutzuckerwerte.

Zwar sei manchen Probanden übel geworden, die Nebenwirkung sei aber schwächer ausgefallen als bei bekannten Medikamenten, schreiben die Forscher. Auch ein Gewichtsverlust sei registriert worden, die Studiendauer von sechs Wochen sei aber zu kurz für gesicherte Aussagen dazu.

„Von der Kombination erhoffen wir uns mehr Effektivität bei der Behandlung von Diabetes und eventuell auch bei Übergewicht“, so die Forscher. „Wir glauben aber, dass es kein einzelnes Medikament geben wird, das bei allen Diabetikern optimal wirkt. Deswegen arbeiten wir an einer Reihe von maßgeschneiderten Kombinationen für eine personalisierte Vorbeugung und Therapie des Diabetes.“

Medikamente, die auf dem Inkretin-Effekt basieren, nutzen derzeit vor allem den blutzuckersenkenden Effekt von GLP-1. Da das natürliche Peptid allerdings zu instabil ist, kommen Substanzen zum Einsatz, die eine vergleichbare Wirkung am Rezeptor zeigen.

In Deutschland sind drei Präparate zugelassen: Byetta und Bydureon (Exenatide) von Eli Lilly, Lyxumia (Lixisenatid) von GlaxoSmithKline sowie Victoza (Liraglutid) von Novo Nordisk.

Eine weitere Wirkstoffklasse sind Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase 4, die durch die Hemmung des Enzyms den Abbau von GLP-1 verzögern. Zu dieser Gruppe gehören Januvia /Janumet von MSD und Velmetia/Xelevia von Berlin-Chemie (Sitagliptin), Onglyza/Komboglyze (Saxagliptin) von BMS/AstraZeneca und Galvus/Eucreas von Novartis und Jalra/Icandra von UCB (Vildagliptin).

Auch Trajenta (Linagliptin) von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly, dem kein Zusatznutzen ausgesprochen worden war und das die Hersteller vom Markt genommen hatten, gehört in diese Klasse. Die Präparate fördern die Insulinfreisetzung aus den Betazellen des Pankreas und vermindern die Ausschüttung von Glucagon.

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