Stoffwechselerkrankungen

Hirn-Atrophie durch Diabetes

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Berlin -

Im Verlauf einer Erkrankung an Typ-2-Diabetes kommt es zu einer Verkleinerung des Gehirns, die auf eine beschleunigte Alterung des Denkorgans hinweist. Für die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zeigen die Ergebnisse einer US-Studie, dass die Auswirkungen der Stoffwechselerkrankung auf das Gehirn bisher unterschätzt wurden.

Neben dem Blutzucker sind vor allem bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern häufig auch Blutfette und Blutdruck erhöht. Diese Faktoren fördern die Entwicklung einer Gefäßverkalkung, die im Gehirn zu Durchblutungsstörungen führen kann. „Ein Diabetes kann daher langfristig die Leistungsfähigkeit des Gehirns einschränken“, sagte DDG-Präsident Dr. Erhard Siegel.

Bislang wurden die Störungen auf kleine punktförmige Hirninfarkte zurückgeführt, die mit zunehmendem Alter – auch bei Nicht-Diabetespatienten – im Gehirn auftreten und auf Kernspin-Bildern sichtbar werden. Forscher sprechen von einer vaskulären Demenz.

Die Untersuchung von mehr als 600 Patienten, die an einer klinischen Studie zur Diabetestherapie teilgenommen hatten, deutet jedoch in eine andere Richtung. Das Team um Dr. Nick Bryan von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hatte die Größe des Gehirns mit der Dauer der Diabeteserkrankung und der Höhe des Blutzuckerwerts im nüchternen Zustand verglichen. Das Ergebnis: Je länger die Patienten am Typ-2-Diabetes litten und je höher der Blutzuckerspiegel war, desto kleiner war ihr Gehirn. Die Unterschiede waren vor allem in der grauen Hirnsubstanz erkennbar, in der sich die Nervenzellen befinden. In der weißen Substanz befinden sich dagegen die Nervenfasern.

Auf zehn Jahre gesehen verloren die Typ-2-Diabetiker im Durchschnitt 4,28 von 463,9 Kubikzentimetern ihrer grauen Hirnsubstanz, was einer beschleunigten Alterung entspricht. „Ihr Gehirn war nach dieser Zeit um zwei Jahre älter als das von gleichaltrigen Nicht-Diabetespatienten“, sagte Professor Dr. Dirk Müller-Wieland von der DDG.

Der Schwund an Hirnsubstanz könne aber nicht allein auf eine frühzeitige Verkalkung der Blutgefäße zurückgeführt werden, zumal die Studie keine Zunahme der Hirninfarkte nachgewiesen habe. „Die Atrophie ist eher auf eine direkte Schädigung der Hirnzellen zurückzuführen, wie sie auch bei degenerativen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer auftritt“, sagte Professor Dr. Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen. Seine Arbeitsgruppe forscht zur Wirkung von Insulin auf das Gehirn.

Da die Kernspin-Untersuchungen nur zu Beginn der Studie durchgeführt wurden, blieb offen, ob sich eine strenge Kontrolle des Blutzuckers günstig auf die Entwicklung des zerebralen Zustands auswirkt. Fest steht jedoch: In der Eingangsuntersuchung hatten Teilnehmer mit den besseren Blutzuckerwerten die geringsten Einbußen bei den Nervenzellen – pro 50 Einheiten weniger im Blutzuckerwert stieg das Volumen der grauen Hirnsubstanz um 2,65 Kubikzentimeter.

„Es kommt aber sicherlich nicht allein auf die Kontrolle des Blutzuckers an“, sagte Müller-Wieland. Die Normalisierung von Blutdruck und Blutfetten gehöre ebenfalls zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Dabei seien gesunde Ernährung und körperliche Bewegung einflussreiche Faktoren, so Siegel.

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