Die Versorgung von Patienten mit Pneumokokken-Impfstoffen gestaltet sich seit geraumer Zeit schwierig: Ware ist nur kleckerweise zu bekommen, die Corona-Pandemie nimmt zusätzlich Einfluss. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat daher erneut dazu aufgerufen, die Risikogruppen zuerst zu versorgen, und Handlungshinweise bei eingeschränkter Lieferfähigkeit veröffentlicht.
Auf dem deutschen Markt stehen Prevenar 13 (Pfizer), Pneumovax 23 (MSD Sharp & Dohme) und Synflorix (GSK) zur Verfügung. Im März – zur Hochsaison der Corona-Pandemie – kam es dann zu einem massiven Engpass bei den Vakzinen. Grund dafür waren geänderte Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko), um Komplikationen in Bezug auf Covid-19 zu vermeiden. Im Juli wurden die priorisierten Empfehlungen aufgrund besserer Verfügbarkeit zunächst wieder zurückgenommen.
Nun kehrt die Stiko zur Priorisierung zurück: Demnach sollen ab sofort wieder bevorzugt die Bevölkerungsgruppen geimpft werden, die ein besonders hohes Risiko für eine invasive Pneumokokken-Erkrankung haben – besonders gefährdet sind Kinder in den ersten beiden Lebensjahren und ältere Menschen ab 60 Jahren.
Die Impfung wird für alle Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten, für alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren und Patienten mit den folgenden Erkrankungen und Einschränkungen empfohlen:
In Deutschland werden je nach Bundesland bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu einem Alter von 24 Monaten Impfquoten zwischen 58 und 76 Prozent erreicht. Bei Senioren und Menschen mit chronischen Vorerkrankungen ist die Quote jedoch erschreckend gering: Sie beträgt in den genannten Gruppen gerade einmal 5 bis 28 Prozent beziehungsweise 10 bis 26 Prozent – und ist damit unzureichend. Eine hohe Impfquote in den Risikogruppen könne jedoch dem individuellen Schutz und der Entlastung des Gesundheitssystems dienen.
Der Stiko zufolge haben die Kontaktbeschränkungen auch Einfluss auf die Pneumokokken-Infektionen: Sowohl Untersuchungen aus Singapur und Taiwan, als auch Berechnungen aus England und Wales konnten zeigen, dass es im Frühjahr im Vergleich zu den Vorjahren zu einer deutlichen Reduktion von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen gekommen ist.
Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Pneumovax 23 weist die Stiko erneut auf die Impfempfehlungen hin: Mit den verfügbaren Impfstoffdosen sollen insbesondere die Personengruppen gegen Pneumokokken geimpft werden, die ein erhöhtes Risiko für invasive Erkrankungen mit einem sehr hohen Risiko einer Hospitalisierung haben:
Pneumovax 23 kann wegen der breiteren Abdeckung von verschiedenen Serotypen nicht durch einen niedrigervalenten Impfstoff ersetzt werden. Sollten Erwachsene dennoch alleinig mit Prevenar 13 oder Synflorix geimpft worden sein, sollte eine Impfung mit Pneumovax 23 bei Wiederverfügbarkeit in einem Abstand von minimal zwei, besser jedoch 6 bis 12 Monaten nachgeholt werden.
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