Stelara gegen Morbus Crohn APOTHEKE ADHOC, 21.09.2016 12:36 Uhr
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) spricht sich für eine Indikationserweiterung bei Stelara (Ustekinumab) von Janssen-Cilag aus. Demnach könnte das Antipsoriatikum künftig auch zur Behandlung von moderaten bis schweren Fällen von Morbus Crohn eingesetzt werden, die auf eine konventionelle Therapie oder TNF-alpha-Hemmer nicht angesprochen haben. Stelara könnte in dieser Indikation nicht nur subcutan, sondern auch intravenös verabreicht werden.
Bereits vor drei Jahren hatte eine klinische Studie gezeigt, dass Stelara bei Patienten mit Morbus Crohn einen Schub beenden und danach die entzündungsfreie Phase aufrechterhalten kann. Inzwischen ist die klinische Entwicklung abgeschlossen.
Spricht sich die EU-Kommission für die von der EMA empfohlene Indikationserweiterung aus, ergänzt Morbus Crohn die bestehenden Anwendungsgebiete: Das Präparat wird zur Therapie von Patienten ab zwölf Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis angewendet. Es soll helfen, wenn andere systemische Behandlungen gegen Psoriasis wie Ciclosporin, Methotrexat und PUVA (Psoralen Ultraviolett A) nicht anschlagen.
Genau vor drei Jahren hatte die EU-Kommission Stelara außerdem die Zulassung bei aktiver Psoriasisathritis für erwachsene Patienten erteilt, die auf eine vorherige nichtbiologische, krankheitsmodifizierende, antirheumatische medikamentöse Therapie (DMARD) unzureichend angesprochen haben. Stelara kann allein oder in Kombination mit Methotrexat angewendet werden.
Ustekinumab ist ein monoklonaler Antikörper. Er bindet sich an die zwei Zytokine im Immunsystem, die als Interleukin-12 und Interleukin-23 bezeichnet werden. Die beiden Botenstoffe sind an der Entzündung und anderen Prozessen, die Psoriasis und psoriatrische Athritis verursachen, beteiligt. Ustekinumab hemmt deren Wirkung und damit die Aktivität des Immunsystems.
2014 gehörte Stelara zu den 30 teuersten Neueinführungen auf dem deutschen Gesamtmarkt. Der parenteral zu verabreichende Interleukinantagonist wurde 1,8 Millionen Mal verordnet und verursachte Ausgaben von 88 Millionen Euro.
Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen zählen dentale und Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Anaphylaxie, Hautausschlag, Schwindel, Kopfschmerzen, Diarrhö, Rückenschmerzen sowie Reaktionen an der Injektionsstelle.
Morbus Crohn gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache unbekannt ist und die bislang weder durch Medikamente noch durch eine Operation geheilt werden können. 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn, viele von ihnen bereits seit dem jungen Erwachsenenalter. Heilbar ist die Erkrankung bislang nicht.
Die Erkrankung verläuft in Schüben, in denen die Patienten Glucocorticoide benötigen, die aber die Entzündung nicht immer ausreichend dämpfen können. Standardmäßig wird neben Hydrocortison und Budesonid außerdem Mesalazin eingesetzt.
Seit einigen Jahren behandeln Gastroenterologen die Patienten zudem mit TNF-Inhibitoren wie Remicade (Infliximab), Humira (Adalimumab) und Entyvio (Vedolizumab). Die Antikörper greifen gezielt in die Entzündungsreaktion ein und kommen auch bei anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zur Anwendung.