Cholesterinsenker

Statine reduzieren „gutes“ Fett

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Berlin -

Fett ist nicht gleich Fett. Der menschliche Körper verfügt über verschiedene Arten von Fettzellen – die weißen und braunen Adipozyten mit ihren unterschiedlichen Funktionen. Während die weißen Zellen Energie speichern und eher im Rumpfbereich und der Unterhaut zu finden sind, verbrauchen die brauen Fettzellen Energie durch Wärmeentwicklung und lassen Fettpolster verschwinden. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich haben herausgefunden, dass Cholesterinsenker die Bildung von braunen Fettzellen reduzieren.

Statine gehören weltweit zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Die Substanzklasse hemmt die HMG-CoA-Reduktase, ein Enzym, das bei der Cholesterinneusynthese eine Rolle spielt. Statine unterdrücken die Cholesterin-Bildung, was mit einer verstärkten Aufnahme aus dem Blutplasma kompensiert wird. Die Arzneimittel sind bei Hypercholesterinämie und zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse indiziert. Zum Einsatz kommen beispielsweise Simvastatin, Atorvastatin, Lovastatin, Fluvastatin und Pravastatin. Die Therapie mit Statinen kann eine deutliche Reduktion von Herzinfarkten und Todesfällen bewirken.

Das internationale Forscherteam unter der Leitung von Professor Dr. Christian Wolfrum von der ETH Zürich hat herausgefunden, dass Statine nicht nur den Cholesterinspiegel im Blut senken, sondern auch das „gute“ braune Fettgewebe reduzieren. Die Zellen besitzen eine thermogene Aktivität und wandeln Zucker und Fett in Wärme um. Vor allem im Winter kann so die Körperwärme besser reguliert werden. Wer zudem viele braune Fettzellen besitzt, leidet weniger an Übergewicht und Diabetes. Allerdings werden im Alter braune Fettzellen in weiße umgewandelt.

Statine sollten trotz ihrer Wirkung auf die braunen Fettzellen nicht verteufelt werden, mahnen die Wissenschaftler. „Man muss auch in die Waagschale werfen, dass Statine unheimlich wichtig sind zur Prophylaxe von Herzkreislauferkrankungen. Diese Medikamente retten weltweit vielen Millionen Menschen das Leben und werden aus guten Gründen verschrieben“, wird Wolfrum zitiert, der schon seit vielen Jahren das braune Fettgewebe erforscht.

Das Team wollte wissen, wie aus den „schlechten“ weißen Zellen die „guten“ braunen Fettzellen entstehen. Zellkultur-Experimente konnten zeigen, dass zum einen der für die Bildung von Cholesterin verantwortliche Stoffwechselweg und das Stoffwechselprodukt Geranylgeranyl-Pyrophosphat eine entscheidende Rolle spielen. Letzteres gilt als Schlüsselmolekül bei der Umwandlung der Fettzellen.

Statine vermindern die Bildung von Geranylgeranyl-Pyrophosphat. Das Team wertete Positronen-Emissions-Tomographiebilder von etwa 8500 Patienten aus, auf denen zu erkennen war, ob braunes Fettgewebe vorhanden ist. Im Ergebnis zeigte sich, dass Patienten ohne Statintherapie 6 Prozent braunes Fettgewebe aufwiesen und Patienten, die mit Statinen behandelt wurden im Vergleich nur 1 Prozent. Eine unabhängige klinische Studie mit 16 Probanden an den Universitätskliniken Basel und Zürich zeigte zudem, dass Statine die Aktivität des „guten“ Fettgewebes reduzieren. Weitere Forschung sei nötig, um den Wirkmechanismen auf den Grund zu gehen.

Eine Studie der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität-Bonn, deren Ergebnisse im „Cell reports“ veröffentlicht wurden, konnte zeigen, dass Entzündungsreaktionen die Fettverbrennung hemmen. „In Untersuchungen an Mäusen haben wir verschiedene Ansatzpunkte gefunden, lästige weiße Fettzellen in erwünschte braune Fettzellen umzuwandeln“, sagt Professor Dr. Alexander Pfeifer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn. Braune Fettzellen sind ein Verbrennungsturbo, denn sie besitzen eine große Anzahl an Mitochondrien. Steigt also die Zahl der braunen Schlankmacherzellen, schmelzen die Fettdepots. Weiße Fettzellen sind Speicherzellen. Wichtig für die Umwandlung ist der Botenstoff cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP). Der second Messenger dient der Signalweiterleitung und steigert Ausbildung und Aktivität der braunen Zellen. Studien an Mäusen konnten zeigen, dass die Wirkstoffe Sildenafil und Tadalafil, beides Hemmer der Phosphodiesterase 5, die Anzahl der weißen Zellen reduziert und für mehr braune Zellen sorgt.

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