Cholesterinsenker

Statine: Missbildungen am Fischembryo nachgewiesen APOTHEKE ADHOC, 31.01.2019 14:29 Uhr

Berlin - 

Bisher galten Statine als recht nebenwirkungsarm. Ein Forscherteam der Universität Ulm unter Leitung von Professor Dr. Melanie Philipp konnte nun in einer Versuchsreihe darstellen, dass die Cholesterinsenker vermutlich zu Fehlbildungen am Embryo führen. Das Team rät zur Vorsicht.

Die Rolle des Fettmoleküls Cholesterol während der Embryonalentwicklung ist bis heute nicht vollständig untersucht. Das Team aus Ulm behandelte Zebrafischembryonen mit Atorvastatin und konnte dabei Fehlbildungen nachweisen, die dem menschlichen Smith-Lemli-Opitz-Syndrom (SLO) gleichen.

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine angeborene Cholesterolsyntheseschwäche. Durch den geringeren Cholesterolspiegel kommt es bei den Betroffenen zu massiven Fehlbildungen wie Gaumenspalten, zusammengewachsenen Fingern oder Zehen, hängenden Augenlidern oder Kleinwüchsigkeit. Auch organische Fehlbildungen wie Herzfehler oder Trübungen der Augenlinse sind möglich.

Bei den Zebrafischembryonen kam es im Versuch vor allem am Kopf sowie an Herz und Niere zu Missbildungen. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass ein ausreichend hoher Cholsterolspiegel für die korrekte Bildung von Zilien essentiell ist“, so Philipp. Diese kleinsten Fortsätze auf den Zellen sind für die Signalübertragung und die Bewegung von Körperflüssigkeiten von Bedeutung. Da Cholesterin eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung von Zellmembranen spielt, hat das Fettmolekül vermutlich über die Zilien auch auf die Entwicklung der Körperteile. Bisher wurde Cholesterol nicht in Verbindung mit Ziliopathien gebracht.

Verschiedene Versuche an menschlichen SLO-Zellen, Mauszellen und einzelligen Organismen bestätigen das Ergebnis der Zebrafischreihe. Durch die Ergebnisse der Versuchsreihen ist es wahrscheinlich, dass die Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen werden können.

Um die genauen Auswirkungen von Statinen auf die Entwicklung menschlicher Embryonen beurteilen zu können, sind jedoch weitere Studien nötig. Das Team um Philipp rät, kritisch mit der Einnahme von Cholesterolsenkern in der Schwangerschaft umzugehen und sich an die Angaben der Hersteller zu halten.