Pankreasstörungen

Stada bringt Pankreatin APOTHEKE ADHOC, 23.08.2019 07:34 Uhr

Berlin - 

Stada erweitert sein Portfolio: Ein Pankreatin-Präparat mit 20.000 Einheiten ist seit Mitte des Monats erhältlich und wird zur Behandlung von Störungen der exokrinen Pankreasfunktion eingesetzt, die mit einer Maldigestion einhergehen. Die Schwesterfirma Aliud hat das Arzneimittel schon länger im Handel.

Von Aliud ist „Pankreatin-Stada“ bereits seit Mai 2015 auf dem Markt. Nun zog auch Stada nach: „Bei Pankreatin Stadapharm handelt es sich nicht wirklich um eine Neueinführung, sondern um eine Reaktivierung des Produkts“, erklärt eine Sprecherin. Da es sich um ein Generikum handelt, gibt es bis auf die PZN und das Packungsdesign keinerlei Produktunterschiede zwischen Stada- und Aliud-Produkt.

Das Arzneimittel enthält verdauungsfördernde Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins: Eine Kapsel enthält 20.000 Einheiten Lipase, mindestens 15.000 Einheiten Amylase und mindestens 900 Einheiten Protease. Pankreatin ermöglicht somit die normale Verdauung und die Aufnahme von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten aus der Nahrung. Es wird angewendet, wenn Verdauungsstörungen durch eine verminderte oder fehlende Funktion der Bauchspeicheldrüse entstehen. Betroffene klagen häufig über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfälle und Fettstühle. Durch die massiven Magen-Darm-Beschwerden kommt es im Verlauf der Erkrankung häufig zu Gewichtsverlust.

Die Einnahme von Pankreatin richtet sich nach dem Fettgehalt der Nahrung und dem Ausmaß der Erkrankung: Die übliche Dosis beträgt ein bis zwei Kapseln zu den Hauptmahlzeiten. Je nach Bedarf kann aber auch eine höhere Dosierung notwendig sein. Wichtig ist, dass die Kapseln unmittelbar zu den Hauptmahlzeiten unzerkaut eingenommen werden. Bei Patienten mit Schluckbeschwerden kann die Kapsel auch geöffnet werden: Dann muss nur der Kapselinhalt unzerkaut geschluckt werden. Bei einem Zerkauen des Kapselinhalts, werden die Enzyme vorzeitig im Mund freigegeben und können die Mundschleimhaut angreifen.

Unter einer Behandlung mit Pankreatin kann die Aufnahme von Folsäure vermindert sein, daher kann eine zusätzliche Supplementierung erforderlich werden. Dies gilt vor allem, wenn die Behandlung mit Pankreatin über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft erfolgt. Ebenso kann es unter der Behandlung zu einer verminderten Wirkung von Acarbose und Miglitol kommen: Bei gleichzeitiger Einnahme kann die blutzuckersenkende Wirkung der Substanzen verringert sein. Die häufigsten Nebenwirkungen von Pankreatin sind Appetitlosigkeit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Schnupfen sowie gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen oder Magenschmerzen. Außerdem kann es zu Hautausschlägen mit Rötungen und allgemeinem Unwohlsein kommen. Vor allem gastrointestinale Beschwerden sind jedoch nicht zwingend als Nebenwirkung zu bewerten: Sie können auch Hinweis auf eine unzureichende Dosierung sein. In diesen Fällen kann es notwendig sein, die Dosis nach ärztlicher Rücksprache anzupassen, um eine bessere Einstellung zu erhalten.

Die biologischen Arzneimittel stehen auf der OTC-Ausnahmeliste und können Erwachsenen zu Lasten der Krankenkasse verordnet werden, wenn es durch eine verminderte Funktion der Bauchspeicheldrüse zu Verdauungsstörungen kommt. Zulässig ist auch die Verordnung bei chronisch exokriner Pankreasinsuffizienz, einer funktionellen Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse nach Magenentfernung, wenn Fettstuhl vorliegt, sowie bei Mukoviszidose.

Vor einigen Jahren gab es massive Lieferschwierigkeiten bei Pankreatin: Grund dafür waren Probleme in der Fleischproduktion. Es standen nicht ausreichend Bauchspeicheldrüsen von Zuchtsauen für die Produktion der Arzneimittel zur Verfügung. Denn die Menge des Ausgangsmaterials für die Verarbeitung hängt von der Fleischproduktion ab – und die wiederum von den Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher. Monatelang herrschte der Engpass, die Versorgung war oft unmöglich: Neben Marktführer Kreon (Abbott) waren auch Ozym (Trommsdorff), Pangrol (Berlin-Chemie) und Panzytrat (Aptalis) in der hohen Dosierung allenfalls sporadisch lieferbar. Mittlerweile gibt es zahlreiche Generika.