Antidepressiva, die bei Autisten oftmals zur Behandlung von Angstgefühlen oder zwanghaftem Verhalten eingesetzt werden, haben einer Metaanalyse zufolge keinen Nutzen. Vor allem Kinder profitierten nicht von der Gabe von Wirkstoffen aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), schreiben Forscher im Fachmagazin „Cochrane Database of Systematic Reviews“.
Insgesamt sieben Studien hatten australische Wissenschaftler der Universität New South Wales unter die Lupe genommen. In der größten ausgewerteten Studie hatten 150 Kinder drei Monate lang entweder den Wirkstoff Citalopram oder Placebo erhalten. Bei rund einem Drittel der Patienten konnten die Symptome gebessert werden - allerdings sowohl in der Verum- als auch in der Placebogruppe.
In vier weiteren Studien waren autistische Kinder entweder mit Fluoxetin, Fluvoxamin oder dem inzwischen aus dem Handel genommenen Wirkstoff Fenfluramin behandelt worden. Die Probandenzahl lag jeweils maximal bei 39, die Therapie dauerte nie länger als drei Monate.
In zwei Studien waren Fluoxetin und Fluvoxamin an autistischen Erwachsenen geprüft worden. Im Gegensatz zu den Studien an Kindern hätten die beiden Wirkstoffe eine leichte Verbesserung im obsessiven Verhalten, der Angstgefühle und Depressionen im Vergleich zur Placebogabe gezeigt. Die Studien seien jedoch sehr klein gewesen - an der einen nahmen sechs, an der anderen 30 Probanden teil - und die Behandlungsdauer habe bei acht beziehungsweise zwölf Wochen gelegen, kritisierten die Wissenschaftler.
Es gebe keine Basis dafür, Antidepressiva routinemäßig zur Behandlung von Autismus zu verordnen, so das Fazit der Wissenschaftler. Andererseits empfehlen sie autististischen Personen, die die betroffenen Arzneimittel bereits einnehmen und davon profitieren, die Therapie nicht zu unterbrechen.
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