Spinale Muskelatrophie

Spinraza gegen SMA zugelassen

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Berlin -

Die spinale Muskelatrophie (SMA) ist eine Motoneuronenerkrankung und zählt zu den seltenen Erkrankungen, die auf einen Gendefekt zurückzuführen ist. Im April sprach die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassungsempfehlung für Spinraza aus. Im Juni kam das Arzneimittel nun auf den deutschen Markt.

Spinraza (Nusinersen, Biogen) ist eine Injektionslösung in der Stärke 2,4 mg/ ml. Die Injektion erfolgt als Lumbalpunktion in die Flüssigkeit, die das Rückenmark umgibt. Die Therapie erfolgt nach einem Behandlungsregime. Der Abstand zwischen den Behandlungen beträgt zunächst 14 Tage, dann 30 und 60 Tage. Anschließend wird Spinraza alle vier Monate verabreicht. Die Kosten für das erste Jahr liegen bei etwa 540.000 Euro, die Erhaltungstherapie wird auf etwa 270.000 Euro für drei Spritzen beziffert.

Da bislang keine medikamentöse Therapie der SMA zur Verfügung stand, wurden die Patienten nur mit unterstützenden Behandlungen zur Rehabilitation wie Physio- und Ergotherapietherapie versorgt.

Nusinersen ist ein Antisense-Oligonukleotid (ASO), das die Produktion von SMN-Protein in voller Länge normalisieren soll. Spinraza ändert das Spleißen der SMN2-RNA, die für die Bildung des Proteins benötigt wird. ASO sind kurze synthetische Stränge von Nukleotiden, die selektiv an die Ziel-RNA binden und die Genexpression regulieren. In der Folge wird die Bildung SMN-Protein in voller Länge gesteigert.

Das Arzneimittel war zuvor bereits in den USA zugelassen und konnte in Deutschland im Rahmen des Compassionate Use gegen die oft tödliche Erkrankung eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) das Inverkehrbringen im Rahmen eines Härtefallprogrammes gestattet, da Studien große Behandlungserfolge zeigen konnten.

Auch die Experten der EMA bezogen sich auf diese Untersuchungen. Die klinische Studie, die den Großteil der Daten für die Bewertung lieferte, wurde an 121 SMA-Patienten mit infantilem Krankheitsbeginn durchgeführt. Einem Teil der Probanden wurde Spinraza in das Nervenwasser des Rückenmarks appliziert, die anderen erhielten ein Placebo. Untersucht wurden die Patienten, die eine vordefinierte Verbesserung der Parameter Rollen, Krabbeln, Kopfstellung, Sitzen und Gehen zeigten. Zu den Respondern zählten 51 Prozent der Verumgruppe.

Unter den Respondern erreichten 22 Prozent die Anforderungen an die Kopfkontrolle, 8 Prozent an das unabhängige Sitzen und 1 Prozent konnte mit Unterstützung stehen. In der Kontrollgruppe erreichte niemand die vordefinierte Verbesserung.

Weitere Daten wurden aus einer noch laufenden Studie erhoben, an der 126 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren teilnehmen. Die Ergebnisse zeigen auch in der zweiten Studie eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten. Ob die Wirkungen von Spinraza längerfristig aufrecht erhalten bleiben können, ist anhand der kurzen Beobachtungsdauer noch nicht bekannt. Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen sind Infekte der oberen und unteren Atemwege sowie Verstopfung.

Die Diagnose SMA wird meist im ersten Lebensjahr gestellt. Pathophysiologisch werden motorische Neuronen beeinflusst: Den Patienten fehlt ein Protein, das für das Überleben der motorischen Neurone verantwortlich ist. Kommt es jedoch zu deren Untergang, ist ein Weiterleiten der Impulse an den Muskel verhindert.

Muskelschwund und Muskelschwäche können die Folgen sein. Der Mangel an SMN-Protein kommt durch einen Gendefekt am SMN-1-Gen zustande. Die Patienten leider unter Lähmungen und Einschränkungen der Schluck- und Sprachfunktion. Bei Atemproblemen benötigen die Betroffenen eine Atemunterstützung.

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