Hilfsstoffe spielen bei Fertigarzneimitteln eine entscheidende Rolle beispielsweise als Füllstoffe, Fließmittel, Geschmackskorrigenzien oder Bindemittel. Und auch die Wirkstofffreisetzung kann durch sie verbessert werden, wie Forschende anhand einer speziellen Form von Stärke als „neuem“ Hilfsstoff, herausgefunden haben.
„Eine spezielle Stärke könnte als Hilfsstoff für Medikamente die Behandlung von Patientinnen und Patienten verbessern. Sie eignet sich als Trägersubstanz für Wirkstoffe und hat Vorteile gegenüber bereits etablierten Hilfsstoffen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Dort haben Forschende in einer Studie den Effekt von Stärke als Hilfsstoff in Wirkstoffimplantaten – sogenannten Wirkstoffträgersystemen –, die zur langfristigen Wirkstofffreisetzung genutzt werden, überprüft.
Hilfsstoffe sind Stoffe oder Stoffgemische, die keine pharmakologische Wirkung besitzen und somit inaktive Substanzen sind.
Im Mausmodell hat ein Forscherteam der Universität analysiert, wie sich Stärke als Hilfsstoff beziehungsweise Trägersubstanz für verschiedene Wirkstoffe, darunter hydrophile und hydrophobe, eignet. Bisher wurden dafür vor allem Polylactid-co-Glycolid (PLGA) und Polylactide (PLA) als Trägerstoffe verwendet – mit zahlreichen Nachteilen. So entstehe beispielsweise bei deren Abbau eine saure Umgebung, die zu einer unregelmäßigen Freisetzung oder gar einer Inaktivierung der Wirkstoffe führen oder Entzündungen verursachen kann. Ziel war es daher, die bestehenden Wirkstoffträgersysteme zu verbessern.
„Stärke könnte eine Alternative für PLGA und PLA sein, weil sie bereits vielfältig als Hilfsstoff für Arzneimittel und Medizinprodukte eingesetzt wird.“ Zudem hätten frühere Untersuchungen gezeigt, dass sich Stärke als Trägersubstanz eignet, um Medikamente kontrolliert freizusetzen.
Für die Studie wurde Stärke in pharmazeutischer Qualität als Hilfsstoff für die Trägersysteme genutzt, die dann an Mäusen getestet wurden. Das Ergebnis: Insbesondere schlecht wasserlösliche Wirkstoffe konnten wochenlang kontinuierlich und kontrolliert freigesetzt werden. Mehr noch. Es traten keine Nebenwirkungen auf und das Stärkeimplantat wurde im Körper vollständig abgebaut. Nun brauche es weitere klinische Studien, um Stärke als Hilfsstoff auch in Wirkstoffträgersystemen bei Menschen einsetzen zu können.
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