Währen die Corona-Impfungen auf Hochtouren laufen, wappnen sich andere Hersteller bereits für die nächste Grippesaison. Die Bestellungen sind abgeschlossen, es wird eine ähnliche Menge zur Verfügung stehen wie im vergangenen Herbst.
Im März sorgte die Frage nach der Versorgung von Senioren mit Grippeimpfstoffen in der kommenden Saison für Trubel: Nachdem die Stiko empfohlen hatte, für Menschen über 60 nur noch die Hochdosis-Vakzine zum Schutz vor der saisonalen Influenza zu verwenden, hatte auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) einen entsprechenden Beschluss verabschiedet und war damit der Empfehlung gefolgt.
Faktisch hätte dies ein Monopol für Sanofi bedeutet, denn der französische Konzern ist derzeit der einzige Hersteller, der mit Efluelda einen hochdosierten Impfstoff im Sortiment hat. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) betonte daraufhin, dass Senioren auch mit inaktivierten, quadrivalenten Influenza-Impfstoffen geimpft werden dürfen. Dadurch wollte das BMG nach dem Protest von Experten auch Engpässe vermeiden, die dazu führen könnten, dass Menschen ab 60 Jahren in der kommenden Saison ungeimpft und damit ungeschützt bleiben.
Insgesamt haben die Ärzt:innen laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) rund 19 Millionen Dosen bestellt. Wie viel davon auf den hochdosierten Impfstoff entfällt, wird nicht verraten: Weder Behörde noch Ministerium noch die Hersteller wollten dazu Angaben machen – das Thema birgt offenbar nach wie politische Sprengkraft. Dem Vernehmen nach wurde aber eher gemischt bestellt, sodass es keine Abhängigkeit von Efluelda zu geben scheint. Der hochdosierte Impfstoff ist viermal so teuer wie die üblichen tetravalenten Vakzine – das Bestellverhalten scheint daher auch von der Empfehlung der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) abhängig gewesen zu sein.
Auch der Bund hält erneut eine nationale Reserve an Grippeimpfstoffen im Umfang von 6,85 Millionen Dosen bereit. Diese sollen im zwischen September und Ende November erneut regulär über die Apotheken an die Praxen abgegeben werden. Der hochdosierte tetravalente Influenza-Impfstoff Efluelda (Sanofi) ist nicht dabei, sondern:
Wie viel auf die einzelnen Hersteller entfällt, wollte das BMG nicht verraten: „Die jeweiligen Bestellmengen unterliegen wie andere Vertragsdetails der Vertraulichkeit.“ Anders als im Vorjahr sollen alle Impfstoffe aus diesem Sonderkontingent in deutscher Aufmachung daher kommen.
Den Verzicht auf Efluelda begründet das BMG damit, dass davon ausgegangen wurde, dass der Impfstoff aufgrund des G-BA-Beschlusses im Rahmen der Regelversorgung in ausreichender Menge beschafft und zur Verfügung stehen wird. „Eine zusätzliche Beschaffung über den Bund wird daher nicht für notwendig erachtet.“
Sanofi hatte für Efluelda, den ersten und bislang einzigen hochdosierten tetravalenten Influenza-Impfstoff speziell für ältere Menschen ab 60 Jahren, im vergangenen Jahr die Zulassung erhalten. Die Vakzine war in US-Aufmachung bereits ein wesentlicher Bestandteil der Nationalen Reserve in der vergangenen Saison. Efluelda enthält die vierfache Antigenmenge des Standard-Grippeimpfstoffs (15 µg HA/Stamm). Sanofi versichert, den Impfstoff im Herbst vollumfänglich liefern zu können. Man sei sich der besonderen Verantwortung bewusst, einziger Anbieter zu sein, so eine Sprecherin.
Zur Empfehlung für Menschen über 60 Jahren hieß es seitens der Stiko eindeutig: „Im Vergleich zu konventionellen Influenza-Impfstoffen wurde für den Influenza-Hochdosis-Impfstoff eine geringfügige, aber signifikante Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen nachgewiesen.“ Es bleibe grundsätzlich kein Raum für eine Anwendung „konventioneller“ inaktivierter quadrivalenter Influenza-Impfstoffe innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung, erklärte der G-BA. „Es ist den Versicherten grundsätzlich nicht zuzumuten, auf eine im Vergleich unterlegene Leistung verwiesen zu werden.“
Allerdings ist ohnehin offen, wie es mit der Grippeimpfung weitergeht. Nach dem Erfolg der mRNA-Impfstoffe gegen Corona wird diese neue Technologie auch im Bereich Influenza erforscht, unter anderem durch Sanofi. Und Curevac prüft bereits, ob künftig ein Kombinationsimpfstoff gegen Corona und Grippe eingesetzt werden könnte.
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