Sommergrippe: Krank bei 30 Grad dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.07.2018 12:44 Uhr
Husten und Schnupfen bei 30 Grad und Sonnenschein: Auch in der warmen Jahreszeit fangen sich Menschen grippale Infekte ein. Was ist zu tun, und wie kann man eine Ansteckung verhindern?
Die Nase läuft, der Hals kratzt: keine guten Voraussetzungen, um den Tag auf der Sonnenliege oder im Park zu verbringen. Auch im Sommer verbreiten sich grippale Infekte, wenn auch nicht so häufig wie in der kalten Jahreszeit. Immerhin handelt es sich dabei nur selten um eine ernste Erkrankung – und das richtige Verhalten kann das Risiko einer Infektion verringern.
Auch wenn häufig von einer „Sommergrippe“ die Rede ist: Medizinisch korrekt ist dieser Begriff nicht. „Im Volksmund ist damit ein grippaler Infekt gemeint, der in den Sommermonaten auftritt“, erklärt Dr. Arndt Möllers, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aus Münster. „Dieser ist jedoch nicht zu verwechseln mit einer echten Grippe, der Influenza.“
Stecken sich Menschen mit einem grippalen Infekt an – ob im Sommer oder Winter – sind die Symptome deutlich milder als bei einer Influenza. Die echte Grippe beginnt plötzlich und ist von hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und einem starken allgemeinen Krankheitsgefühl gekennzeichnet. Zwar sind die Symptome unspezifisch und kaum von einem grippalem Infekt zu unterscheiden, jedoch ist der plötzliche und fiebrige Beginn typisch. „Bei einer sogenannten Sommergrippe kommt es oft schrittweise zu Husten, Ohrenschmerzen, Halsschmerzen und einer laufenden Nase, was nach wenigen Tagen nachlässt“, sagt Möllers.
Die Infektionswege sind indes die gleichen: „Eine Sommergrippe verbreitet sich ebenfalls über eine sogenannte Tröpfcheninfektion“, sagt Möllers. „Also durch Anhusten, Niesen, Küsse oder Händeschütteln.“ Auch handelt es sich bei beiden Erkrankungen um Virusinfektionen.
Die „Sommergrippe“ ist ein häufiges Mitbringsel aus dem Urlaub, denn durch die Bedingungen in Flugzeugen steigt das Infektionsrisiko: Hier sind viele Personen auf engem Raum zusammen, zudem ist es durch Klimaanlagen sehr kühl. Die Luft ist zusätzlich trocken, was zu einer eingeschränkten Durchblutung der Schleimhäute führt. All diese Faktoren begünstigen eine Erkältung – im schlimmsten Fall ausgerechnet auf dem Weg in den Urlaub.
Wie lange der Infekt im Sommer anhält, ist unterschiedlich. „Meistens ist man nach einer Woche wieder fit“, sagt Professorin Dr. Erika Baum, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. „Wenn man ein gesundes Immunsystem hat und es nicht andere Ursachen für die Symptome gibt – zum Beispiel eine Allergie.“
Es gilt die Erkältung von einer Allergie zu unterscheiden. Während Allergiker eher ein Jucken in Nase und Hals beschreiben, ist die Erkältung von einem ein Kratzen gekennzeichnet. Tränende Augen treten eher bei einem Infekt als bei einer Allergie auf, die von juckenden Augen begleitet wird. Ein erheblicher Unterschied liegt im Nasensekret: Bei einer Allergie ist es wässrig und klar, bei einem Schnupfen anfangs klar und dann dickflüssig und gelblich verfärbt. Der Husten tritt bei Allergikern eher in Attacken auf, während bei einer Erkältung nach etwa drei Tagen ein anhaltender produktiver Husten typisch ist.
Die größte Gefahr, andere Menschen anzustecken, besteht der Medizinerin zufolge kurz vor Ausbruch des Infekts und in den ersten Tagen, in denen die Symptome spürbar sind. „Sie ist meist nicht mehr gegeben, wenn man sich wieder fit und gesund fühlt.“ Wer einer Ansteckung vorbeugen will, dem empfiehlt Baum eine bewusste und gesunde Lebensführung: „Verzicht auf Genussgifte wie Rauchen oder hohen Alkoholkonsum, dazu ausreichend Schlaf und erfolgreiche Stressbewältigung“. Außerdem können nasse Füße – vor allem wenn es kühler ist – und Zugluft den Ausbruch eines Infekts begünstigen.
Wie im Winter ist es ratsam, regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen und Orte, an denen sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten, möglichst zu meiden: also lieber mal aufs Rad setzen anstatt Bus und Bahn zu nehmen. Denn auch Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und beugt somit Infekten vor. Allerdings gilt das im Sommer mit einer Einschränkung: „Größere sportliche Aktivitäten sollten nicht um die Mittagszeit herum stattfinden“, sagt Frank Herfurth aus dem Vorstand des Verbandes Unabhängiger Heilpraktiker. „Sie sollten in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden verlegt werden.“ Denn die Hitze stellt eine starke Belastung für den Körper dar und macht ihn damit anfälliger für grippale Infekte.
„Bei der Ernährung ist es wichtig, besonders viel zu trinken“, empfiehlt Herfurth. Außerdem unterstützen viel frisches Obst und Gemüse die Abwehrkräfte. Der Heilpraktiker empfiehlt zum Beispiel Paprika: „Sie enthält viel Vitamin C zur Prophylaxe vor Infektionen“.
Wer sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen angesteckt hat, sollte sich in erster Linie schonen. „Wenn erst einmal eine Sommergrippe da ist, benötigt der Körper mehr Ruhe als sonst“, sagt Herfurth. Kranke sollten den Tag im Bett oder auf dem Sofa verbringen – und nicht auf der Sonnenliege, auch wenn sie dort nur lesen, schlafen und sich ausruhen. Denn zu viel UV-Strahlung belastet den Organismus zusätzlich, „und er kann wegen des reduzierten Immunstatus nicht angemessen gegensteuern“.
Genau wie zur Vorbeugung der Sommergrippe gilt auch nach dem Ausbruch des Infekts: viel trinken. Und auch wenn es verlockend ist und im ersten Moment erfrischend wirkt: Es sollten keine Getränke sein, die direkt aus dem Kühlschrank kommen oder mit Eiswürfeln heruntergekühlt werden. „Der Körper muss dann die Flüssigkeit im Magen erst auf Körpertemperatur bringen“, sagt Herfurth. „Dabei verbraucht er Energie, die dem Immunsystem verloren geht.“