Rennie, Talcid, Maaloxan: In der Sichtwahl vieler Apotheken dominieren die Klassiker die Indikation Magen/Darm. Dabei ist das Geschäft mit Mitteln gegen Sodbrennen seit Jahren rückläufig, allenfalls in einzelnen Kategorien gibt es noch leichte Zuwächse. Gemessen an den Abverkaufszahlen müssten vor allem die Protonenpumpenhemmer (PPI) besser platziert werden.
Als 2009 mit Omeprazol und Pantoprazol die ersten PPI für die Selbstmedikation zugelassen wurden, wuchs der Gesamtmarkt um 13 Prozent auf 15,2 Millionen Packungen: 1,3 Millionen Mal wechselten Verbraucher aus der alten Kategorie zu den neuen Produkten; zwei Millionen PPI-Packungen wurden zusätzlich verkauft.
Seitdem sind die Abverkaufszahlen aber in den Keller gerauscht: 12,8 Millionen Packungen wurden in den vergangenen zwölf Monaten verkauft, das sind 16 Prozent weniger als vor fünf Jahren.
Vor allem die klassischen Antacida haben dramatisch an Substanz verloren: Von 11,7 Millionen verkauften Packungen 2009/10 sind 2014/15 noch 7,9 Millionen übrig geblieben – ein Rückgang um fast ein Drittel. Betrachtet man nur die letzten drei Jahre, ergibt sich ein Minus von 10 Prozent, von dem alle wichtigen Präparate mehr oder weniger betroffen waren: Talcid (Bayer) verlor von 2,9 auf 2,6 Millionen Packungen, das Schwesterprodukt Rennie von 1,6 auf 1,4 Millionen Stück, genauso wie Maaloxan von Zentiva.
Riopan von Dr. Kade konnte sich stabil halten bei einer Million Packungen, dafür mussten Ratiopharm/AbZ bei Magaldrat erhebliche Einbußen hinnehmen. Auch Simagel (Mibe), Kompensan (J&J) und Gelusil Lac (Cheplapharm) waren rückläufig. Positiv entwickelte sich eigentlich nur Gaviscon (Reckitt Benckiser), das von 250.000 auf 450.000 Packungen zulegte.
Keine größere Rolle spielt mit rund 200.000 Packungen das Antihistaminikum Ranitidin, das die großen Generikaanbieter dem Original Zantic von Omega abgenommen haben. Auch hier ist der Markt leicht rückläufig.
Die OTC-PPI konnten die Entwicklung insbesondere im Bereich der klassischen Antazida nicht ausgleichen. Im Vergleich zum ersten Jahr nach der Einführung konnte der Markt zwar insgesamt noch einmal um 45 Prozent auf 4,8 Millionen Packungen ausgebaut werden. Doch ohne die Neueinführung von Nexium control (Esomeprazol) im vergangenen August hätte das Geschäft seit drei Jahren auf der Stelle getreten.
Während Pantoprazol seit 2012/13 von 1,3 auf 1,9 Millionen Packungen zulegte, war Omeprazol mit 2,5 statt 3,1 Millionen Packungen deutlich rückläufig. Eine halbe Million Einheiten verlor alleine Marktführer Omep von Hexal, der zuletzt auf 1,9 Millionen Packungen kam. Auch Ratiopharm musste – zugunsten von Zentiva – eine sechstellige Packungszahl abgeben; das Original Antra, das AstraZeneca noch an Bayer lizensiert hatte, ist in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Bei Pantoprazol konnten vor allem kleinere Anbieter wie KSK, Betapharm, Actavis und 1A profitieren, während Dr. Kade mit dem Original Pantozol control im Vergleich 140.000 Einheiten abgeben musste.
Im Rx-Bereich entfallen bei den PPI 24,3 Millionen Packungen auf Pantoprazol, 9,4 Millionen Packungen auf Omeprazol und 2,2 Millionen Packungen auf Esomeprazol. Lansoprazol und Rabeprazol sind mit 300.000 beziehungsweise 100.000 Packungen von untergeordneter Bedeutung, dasselbe gilt für verschiedene Kombinationen, die ebenfalls in der Summe auf 100.000 Packungen kommen.
Welcher Anbieter jeweils die Nase vorne hat, richtet sich alleine nach den Rabattverträgen. Actavis liefert derzeit fast die Hälfte aller Pantoprazol-Packungen (45 Prozent), 15 Prozent kommen von TAD, 13 Prozent von 1A Pharma, 6 Prozent von Mylan, 4 Prozent von Heumann und 2 Prozent von Ratiopharm.
Bei Omeprazol ist Heunet in fast jeder Apotheke zu finden; die Heumann-Tochter kommt auf 25 Prozent Marktanteil nach Packungen. Weitere 21 Prozent entfallen auf Stada, 15 Prozent auf die Konzernschwester Aliud. Ratiopharm kommt auf 10 Prozent, Hexal auf 5 Prozent.
Bei Esomeprazol wiederum kommt TAD auf 60 Prozent, gefolgt von Ratiopharm mit 18,5 Prozent, dem Altoriginal Nexium mups (AstraZeneca) mit 9 Prozent sowie Hexal und Actavis mit je 4 Prozent. Bei Lansoprazol liegen Pensa und Actavis mit 28 beziehungsweise 14 Prozent vorne.
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