Risiko für Krebserkrankungen erhöht

Sitzen ist das neue Rauchen

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Berlin -

Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Thema Homeoffice für jeden ein Begriff. Über individuelle Ansichten zu den Vor- und Nachteilen lässt sich streiten. Über gesundheitliche Aspekte jedoch nicht: Das ständige Sitzen erhöht nachweislich das Risiko für Rückenschmerzen und Übergewicht, wobei diese Folgen noch das kleinere Übel darstellen. Eine Studie will herausgefunden haben, dass auch das Risiko für Krebserkrankungen mit der Arbeit im Homeoffice signifikant ansteigen kann.

Sitzen habe eine ähnlich verheerende Wirkung wie das Rauchen, sind sich amerikanische Forscher:innen einig. In mehreren Studien konnte belegt werden, dass zu wenig Bewegung fatale Folgen für die Gesundheit haben kann. Forscher:innen in Texas (USA) fanden heraus, dass Sitzen die Lebenserwartung deutlich vermindert. Abhängig von der Dauer der sitzenden Tätigkeit: Je länger, desto fataler die Auswirkungen. Könne die Zeit im Sitzen auf unter drei Stunden täglich reduziert werden, stiege die Lebenserwartung um ganze zwei Jahre, so Dr. Susan Gilchrist, Professorin für klinische Krebsprävention und Hauptautorin der Studie.

„Dies ist die erste Studie, die definitiv einen starken Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und Krebstod zeigt“, so Gilchrist. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Zeit, die eine Person vor einer Krebsdiagnose im Sitzen verbringt, die Zeit bis zum Krebstod vorhersagt.“ Langes Sitzen erhöhe demnach nicht nur das Krebsrisiko, sondern mindere auch die Überlebenschance bei dieser Erkrankung.

82 Prozent höheres Risiko

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler:innen um Gilchrist über vier Jahre rund 8000 Proband:innen. Die Daten wurden anhand von Bewegungsmessern ermittelt und erfassten die tägliche Aktivitätszeit und wie lange gesessen wurde. Alle Studienteilnehmer:innen hatten zu Beginn der Forschung das 45. Lebensjahr bereits überschritten, waren zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht an Krebs erkrankt.

Fünf Jahre nach Beendigung Aufzeichnungen wurden die Daten ausgewertet. Mit eindeutigen Ergebnissen: Proband:innen, die während des Untersuchungszeitraumes am meisten gesessen hatten, wiesen ein um 82 Prozent höheres Risiko auf, an Krebs zu sterben als die Menschen, die mehr Bewegung in ihren Tagesablauf integrierten. Dabei seien die Ergebnisse unabhängig von Alter, Geschlecht und dem allgemeinen Gesundheitszustand.

30 Minuten Bewegung helfen

Ein Lichtblick: Die Daten zeigten ebenfalls, dass schon kurze Pausen vom Sitzen positive Effekte auf die Gesundheit haben können. Laut Gilchrist reichen bereits kurze Geh-Einheiten, es muss nicht gleich schweißtreibender Sport getrieben werden: „Unsere Studie zeigt, dass sich schon eine leichte Aktivität vorteilhaft auf die Überlebenschancen von Krebs auswirkt.“

30 Minuten des täglichen Sitzens müsse durch Bewegung mit mittlerer Intensität wie beispielsweise Radfahren ersetzt werden, dann verringere sich das Risiko für einen Krebstod um 31 Prozent. Auch gemütliches Spazierengehen senke das Risiko bereits um 8 Prozent, so die Studienautorin. Sie empfiehlt, das Sitzen einfach für etwa fünf Minuten zu unterbrechen. Es zähle jede Bewegung.

Mehr Bewegung im Homeoffice

Das zu viel Herumsitzen zu Herzkreislauferkrankungen führen kann ist schon länger bekannt. So steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Herzerkrankung zu sterben, um bis zu 54 Prozent. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie warnten deutsche Sport- und Bewegungsmediziner vor den gesundheitlichen Folgen der Arbeit im Homeoffice. Es müsse unbedingt vermieden werden, dass sich die Menschen zu wenig bewegten, zu viel säßen, dass sie zu viel Alkohol tränken und sich ungesund ernährten, sagten die Medizinprofessoren Rüdiger Reer und Herbert Löllgen in einem Interview mit der FAZ.

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