Sachverständigenausschuss

Sildenafil: Viagra bald ohne Rezept? dpa, 10.07.2023 15:19 Uhr

Künftig könnte es Viagra vielleicht einfach so in der Apotheke geben – wenn ein Expertengremium grünes Licht gibt. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Viagra ohne Rezept in der Apotheke kaufen? Mit einem solchen Szenario beschäftigt sich am Dienstag ein Expertengremium der Arzneimittelbehörde BfArM in Bonn. Der Sachverständigenausschuss entscheidet über einen Antrag, den Wirkstoff Sildenafil in der Dosierung 25 mg zur oralen Anwendung aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Einen ähnlichen Antrag hatte das Gremium im Januar 2022 aber bereits abgelehnt. Damals ging es um die doppelte Dosis von 50 mg.

Rechtlich bindend ist die Entscheidung des Ausschusses am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nicht. Sollten sich die Experten am Dienstag dafür aussprechen, Sildenafil in der Dosierung 25 mg verschreibungsfrei verkäuflich zu machen, ginge dies als Empfehlung ans Bundesgesundheitsministerium (BMG). Dieses ist nicht an die Empfehlung gebunden, die Einschätzung des Ausschusses hat aber Gewicht und wird oft übernommen. Außerdem hat sich das BMG schon selbst für einen Switch ausgesprochen.

Vor- und Nachteile

Experten sehen Vor- und Nachteile einer Rezeptfreiheit für Viagra und andere Potenzmittel. Zum einen könnte so dem Schwarzmarkt Einhalt geboten werden. Laut früheren Angaben von Professor Dr. Frank Sommer, dem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, kann die Einnahme solcher Mittel riskant sein. Eine Studie, die sich im Internet frei bestellbare Pillen vornahm, stellte demnach bei einem Großteil fest, dass andere Inhaltsstoffe enthalten waren als angegeben. Außerdem hätten die Wissenschaftler Verunreinigungen etwa mit Schwermetallen festgestellt.

Vorsorge ist wichtig

Andererseits kann der verpflichtende Weg über einen Arztbesuch für ein Rezept auch bei der Vorsorge helfen. Eine gefäßbedingte Erektionsstörung kann laut Sommer Vorbote eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls sein. Bei einer Untersuchung der Blutgefäße kann das demnach Jahre vorher erkannt und gegengesteuert werden – kommt es aber gar nicht erst zum Arztbesuch, fällt diese Vorsorge weg.