Nosokomiale Infektionen können in Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen zu schwer therapierbaren Erkrankungen führen. Bisher wurden Untersuchungen zur Keimzahlminimierung in Krankenhäusern mit Kupfer durchgeführt, jetzt soll Silber zum Einsatz kommen: Die vom Bildungs- und Forschungsministerium (BMBF) geförderte „NE-Offensive“ am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) soll im Rahmen eines Forschungsprojektes den Einsatz des Metalls auf Oberflächenbeschichtungen mit dem Fokus auf die antimikrobielle Aktivität analysieren.
Krankenhauskeime wie beispielsweise Staphylococcus aureus oder Pseudomonas aeruginoa sind gefürchtet, denn sie können bei immunschwachen Patienten zu schweren Infektionen führen und sind dann schwer therapierbar. Diese Erreger stellen eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar und fordern jährlich das Leben von etwa 10.000 bis 15.000 Menschen. Umso wichtiger ist die Prävention mittels adäquater Hygienestandards in den Kliniken.
Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt der UKR soll mit diesem Hintergrund untersuchen, ob sich nosokomiale Infektionen mit Silber verhindern beziehungsweise reduzieren lassen. Angewendet werden antimikrobielle Nanosilberpartikel, die auf besonders keimbelastete Oberflächen wie Türklinken, Schubladen oder Mülleimerdeckel in der Notaufnahme angebracht werden. Ziel sei es, die Ausbreitung von gefährlichen Krankheitserregern beim Erstkontakt im Krankenhaus zu vermindern. Die Beschichtung soll die bereits bestehenden konventionellen Hygienemaßnahmen ergänzen. Um die Keimbelastung zu vergleichen, werden regelmäßig Werte für die beschichteten und unbeschichteten Oberflächen ermittelt.
Die bakterizide Wirkung des Silbers ist auf mehrere Mechanismen zurückzuführen. Zum einen werden durch das Metall für die Bakterienzelle wichtige Enzyme inhibiert und folglich Transportfunktionen in der Zelle unterbunden. Außerdem kommt es zu morphologischen Veränderungen. Es können Schädigungen der Zellmembran auftreten, die dann zu einem Ausstrom des Zytoplasmas führen können.
Entwickelt wurde das Projekt von der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie am UKR in Kooperation mit der Interdisziplinären Notaufnahme, dem Institut für Mikrobiologie und Hygiene, der Klinik und Poliklinik für Dermatologie sowie dem Zentrum für Klinische Studien zusammen mit Experten des Regensburger Nanotechnologieunternehmens RAS. Es ist auf auf zwei Jahre angesetzt und endet im Juni 2019. Das Programm soll der Forschung für die „Zivilen Sicherheit“ dienen und wird mit einem Gesamtvolumen von 648.000 Euro gefördert.
Das Universitätsklinikum Regensburg will mithilfe der Nanotechnologie Krankenhauskeimen ein Ende setzen und künftig für mehr Patientensicherheit sorgen. „Unser Krankenhaus soll durch solch innovative Maßnahmen im Bereich der Krankenhaushygiene das sicherste Krankenhaus für Mitarbeiter und Patienten werden“, sagt Professor Dr. Michael Nerlich, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR und Verbundkoordinator des Projekts.
Im Kampf gegen die Bakterien ist aber nicht nur Silber Gegenstand der Forschung. Auch Kupfer-Ionen werden antimikrobielle Wirkungen zugesprochen. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass diese bestimmte Bakterienarten abtöten. An einigen Krankenhäusern werden deshalb Türklinken mit Kupfer-Beschichtung eingesetzt. Das Metall behindert nicht nur die bakterielle Atmung, sondern führt auch zu DNA-Schäden und folglich zum Zelltod.
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