Hereditäres Angioödem

Shire bringt Takhzyro

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Berlin -

Etwa 1600 Menschen leiden in Deutschland an der seltenen Erkrankung Hereditäres Angioödem (HAE). Zum Februar kommt mit dem Orphan Drug Takhzyro (Lanadelumab) eine neue Therapieoption auf den Markt. Shire hatte im November die EU-Zulassung erhalten.

Ursache des HAE ist ein Gendefekt. Es handelt sich um eine Anomalie des Gens, das für die Bildung von C1-Esterase-Inhibitoren verantwortlich ist. Bislang sind mehr als 200 Mutationen bekannt. Der geringe C-Proteinspiegel im Blut induziert eine erhöhte Kallikrein-Proteinaktivität und verursacht schließlich die Schwellungen unter der Haut, die am ganzen Körper – beispielsweise im Gesicht, an den Gliedmaßen oder dem Kehlkopf – auftreten können. Denn Folge des Gendefektes ist eine Veränderung der Durchlässigkeit der Gefäße, die es Flüssigkeiten ermöglicht, in das Gewebe überzutreten.

Hauptmediator der Permeabilitätserhöhung und damit der Ödembildung ist Bradykinin, denn das Peptid- und Gewebshormon ist bei akuten Attacken vermehrt im Plasma nachzuweisen. Die Ödeme können auch an den inneren Organen wie dem Darm oder den Schleimhäuten auftreten und lebensbedrohlich sein. Schwellungen des Kehlkopfes können die Atemwege verstopfen, die Atmung behindern und zum Tod durch Ersticken führen.

Takhzyro kann bereits bei Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Indiziert ist das Arzneimittel zur routinemäßigen Prophylaxe von wiederkehrenden Attacken des HAE. Das Arzneimittel ist die erste zugelassene Antikörpertherapie in diesem Indikationsbereich. Das Präparat kann nicht zur Behandlung akuter HAE-Attacken eingesetzt werden.

Lanadelumab ist ein monoklonaler Antikörper, der die Kallikrein-Proteine erkennt und durch deren Bindung die Aktivität des Kallikrein-Kinin-Systems blockiert und so die Angioödem-Attacken reduzieren kann. Das Arzneimittel wird subkutan im Abstand von zwei bis vier Wochen verabreicht und stellt somit eine Verbesserung der Patientenversorgung dar, denn die bisher verfügbaren Therapien müssen häufiger oder intravenös verabreicht werden. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 300 mg alle zwei Wochen. Sind die Betroffenen frei von Attacken, kann eine Dosisreduktion auf 300 mg im Abstand von vier Wochen in Betracht gezogen werden.

Wurde ein Gabe versäumt, sollte die Injektion so schnell wie möglich nachgeholt werden, allerdings sollte zwischen den Injektionen ein Abstand von mindesten zehn Tagen eingehalten werden. Geeignete Injektionsstellen sind in das Abdomen, der Oberschenkel oder die äußeren Oberarme. Dabei wird empfohlen, die Einstichstellen turnusmäßig zu wechseln.

Wirksamkeit und Sicherheit von Takhzyro wurden in einer klinischen Phase-III-Studie mit 125 Teilnehmern untersucht. Über 26 Wochen wurden die Probanden behandelt. Die Daten zeigen eine signifikante Reduktion der HAE-Attackenrate von etwa 87 Prozent sowie deren Schwere. Als häufigste unerwünschte Arzneimittelwirkung wurde über Reaktionen an der Einstichstelle berichtet.

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