Serotonin-Syndrom: Kein Linezolid mit serotonergen Wirkstoffen APOTHEKE ADHOC, 13.07.2019 09:11 Uhr
Die Arzneimittelkommisson (AMK) warnt derzeit aufgrund zweier Fälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor dem Risiko eines Serotonin-Syndroms nach Interaktion von Linezolid mit serotonergen Wirkstoffen. Patienten sollen nur noch in lebensnotwendigen Ausnahmefällen mit einer solchen Kombination behandelt werden.
In beiden Fällen stellt sich eine Interaktion mit einem weiteren, serotonerg wirkenden Arzneimittel als mögliche Ursache des beobachteten Serotonin-Syndroms dar: Im ersten Fall erhielt ein 22-jähriger, langzeitbeatmeter Mann Escitalopram als Dauermedikation. Im zweiten Fall erhielt ein frühgeborener Junge Fentanyl im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung. Beide Patienten erhielten noch weitere Arzneimittel. Als die Patienten zusätzlich das Antibiotikum Linezolid erhielten, entwickelten sie nach einigen Tagen Symptome, welche als Serotonin-Syndrom durch Interaktion von Linezolid mit den serotonergen Arzneimitteln Escitalopram beziehungsweise Fentanyl gewertet wurden. Der Zustand beider Patienten besserte sich nach Absetzen von Linezolid. Beim ersten Patienten wurde zudem auch Escitalopram abgesetzt. Als Ursache ist die postulierte Interaktion durchaus möglich, wenn auch alternative Ursachen nicht ausgeschlossen werden können.
Linezolid wirkt antibakteriell über die Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese. Einsatz findet es als Reserveantibiotikum für die Behandlung von Infektionen, die durch grampositive Bakterien verursacht sind. Es hemmt darüber hinaus reversibel und nichtselektiv die Monoaminooxidase (MAO). Diese spielt eine wichtige Rolle beim Abbau biogener Amine unter anderem von Serotonin. Das Antibiotikum besitzt jedoch in Dosierungen, die zur antibakteriellen Therapie angewendet werden, keine antidepressive Wirkung.
Die gleichzeitige Gabe von Linezolid und serotonergen Substanzen wie beispielsweise Citalopram, Escitalopram, trizyklische Antidepressiva, Triptane, Tramadol, Fentanyl ist wegen der Gefahr eines Serotonin-Syndroms kontraindiziert, es sei denn, eine solche Kombination ist lebensnotwendig. Diese Patienten sollten engmaschig auf Anzeichen eines Serotonin-Syndroms überwacht werden: Fieber, Verwirrtheit, Unruhe, Herzrhythmusstörungen, neuromuskuläre Symptome bis hin zu Krampfanfällen und Koma können die Folge sein.