Blutvergiftung

Sepsis: Neue Empfehlungen der S3-Leitlinie

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Berlin -

Blutvergiftungen gehören in Deutschland neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu den häufigsten Todesursachen. Die Deutsche Sepsisgesellschaft (DSG) hat gemeinsam mit 14 anderen wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften und einer Patientenvereinigung eine S3-Leitlinie mit Empfehlungen zur Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis veröffentlicht.

Eine Blutvergiftung entsteht, wenn sich eine lokale Entzündung ausbreitet und die Erreger in die Blutbahn gelangen. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt, gerät die Infektion außer Kontrolle: Der Körper ist nicht mehr in der Lage, den Keim selbst zu bekämpfen. Schließlich bricht im Verlauf das gesamte Immunsystem zusammen: Es kommt zum septischen Schock mit starkem Blutdruckabfall. Dieser ist immer ein akuter Notfall und muss intensivmedizinisch behandelt werden. Die körpereigenen Abwehrmechanismen schädigen die eigenen Gewebe und Organe: Es kommt zu einem Multiorganversagen – Herz, Lunge, Leber und Nieren können nacheinander oder gleichzeitig versagen und zum Tod des Patienten führen. In fast 50 Prozent der Fälle führt die Sepsis zum Tod, da sie erst zu spät erkannt und nicht rechtzeitig behandelt wird.

Neue Empfehlungen in der S3-Leitlinie

In der veröffentlichten Leitlinie werden von den Experten mehr als 100 Empfehlungen ausgesprochen. Sie beziehen sich vor allem auf Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis. Im Bereich der Prävention werden unter anderem die Etablierung von Fortbildungen auf dem Gebiet der Infektionsprävention für alle Mitarbeiter in allen Krankenhäusern empfohlen, ebenso die Implementierung eines Infektionspräventionsprogramms mit einem speziell dafür ausgebildeten Team in den Einrichtungen. Außerdem wird die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) aufgegriffen: Vor allem die Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken sowie die Impfungen gegen Meningokokken und Haemophilus influenzae B könnten den Experten zufolge dazu beitragen, das Auftreten einer Sepsis zu reduzieren.

Im Fokus der Behandlung steht zunächst die hämodynamische Stabilisierung, mit der unverzüglich begonnen werden muss. Dazu werden Elektrolytlösungen intravenös verabreicht: Es wird vorgeschlagen, mindestens 30 ml/kg in den ersten drei Stunden zu verabreichen. Weitere Gaben erfolgen nach engmaschigen Kontrollen. Bei der Diagnose wird gemäß der Leitlinie das Anlegen einer Blutkultur zur Ermittlung des Erregers empfohlen. Dies dürfe jedoch zu keiner wesentlichen Verzögerung in Bezug auf den Beginn der antimikrobiellen Therapie führen.

Antibiotikagabe: Spezifisch aber schnell

Die Verabreichung von intravenösen Antiinfektiva muss so schnell wie möglich erfolgen – idealerweise innerhalb einer Stunde nach der Diagnosestellung. Daher wird meist zunächst mit einem Breitbandantibiotikum behandelt. Sobald der genaue Erreger bestimmt ist, soll die antibiotische Therapie gegebenenfalls angepasst werden. Die Leitlinie empfiehlt eine Behandlungsdauer von sieben bis zehn Tagen für die meisten Infektionen. Für eine durch Staphylococcus aureus ausgelöste Bakteriämie wird eine Dauer von mindestens 14 Tagen empfohlen. Gleiches gilt für für Patienten mit verzögertem Therapieansprechen, persistierenden Infektionsherden, bestimmten Pilz- und Virusinfektionen oder mit Immundefizienz.

Stabilisierung des Kreislaufs

Um den Kreislauf zu stabilisieren, kommen meist Vasopressoren zum Einsatz. Die Experten legen das Aufrechterhalten eines mittleren arteriellen Drucks von 65 mmHg nahe. Als Mittel erster Wahl wird in der Leitlinie dafür Noradrenalin empfohlen. Wenn mit dem Wirkstoff allein kein ausreichender Blutdruck erzielt werden kann, sollen Vasopressin oder Epinephrin ergänzt werden. Auf die Verwendung von Dopamin sollte hingegen verzichtet werden, um die Nieren zu schonen. Bei tachykarden Rhythmusstörungen können zudem selektive Betablocker verwendet werden. Außerdem werden Empfehlungen zur Sedierung, invasiven Beatmung und der Verabreichung von Bluttransfusionen gemacht.

Symptome rechtzeitig erkennen

Die Symptome einer Blutvergiftung sind zunächst unspezifisch. Oft gilt der „rote Streifen“ als Warnsignal: Dieser weist allerdings fälschlicherweise auf eine Entzündung der Lymphbahnen hin, aus der sich jedoch eine Blutvergiftung entwickeln kann. Typische Symptome einer Sepsis sind eine flache, schnelle Atmung bis hin zur Kurzatmigkeit, erhöhter Puls sowie Fieber oder Schüttelfrost mit feuchter Haut und vermehrtem Schwitzen. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt, kommt es innerhalb weniger Stunden zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes: Verwirrtheit, Blässe und starke Schwäche sind die Folge. Ohne Behandlung sinken die Überlebenschancen mit jeder Stunde um 5 Prozent.

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