Sepsis: „Gönn‘ dem Tod ‘ne Pause“ Cynthia Möthrath, 16.02.2021 12:09 Uhr
Jedes Jahr sterben allein in Deutschland rund 75.000 Menschen an einer Sepsis, welche häufig auch als Blutvergiftung bezeichnet wird. Bis zu 20.000 dieser Fälle sind Experten zufolge jedoch vermeidbar – wenn die Symptome rechtzeitig erkannt werden. Doch nur etwa 17 Prozent der Deutschen kennen die Anzeichen. Eine bundesweise Initiative des Aktionsbündnis Patientensicherheit soll aufklären und die breite Bevölkerung für das Thema sensibilisieren.
Eine Sepsis kann jeden treffen: Oft entwickelt sie sich aus einer harmlosen Verletzung im Alltag oder einer Erkältung. Dabei können Kinder und Säuglinge ebenso betroffen sein wie Erwachsene. Neben Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt die Blutvergiftung zu den häufigsten Todesursachen überhaupt. Einer von fünf Todesfällen in Deutschland ist auf eine Sepsis zurückzuführen.
Sepsis ist immer ein Notfall
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit setzt sich daher gemeinsam mit seinen Partnern für eine umfassende Aufklärung ein. Beteiligt an der Initiative sind unter anderem die Deutsche Sepsis-Hilfe, die Sepsis-Stiftung, der Sepsis-Dialog und der Verband der Ersatzkassen (vdek). Mithilfe eines Videos sowie einer zentralen Website, Flyern, Infobroschüren und Postern soll das Thema künftig mehr in den Fokus rücken – denn auch die Sepsis zählt – ähnlich wie Schlaganfall und Herzinfarkt – zu den Notfällen, die schnellstmöglich erkannt und behandelt werden müssen.
Eine rechtzeitige Behandlung innerhalb der ersten sechs Stunden kann die Sterblichkeit der Betroffenen um etwa 10 Prozent senken. Daher müssten nicht nur Ärzte, Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal geschult werden, sondern auch die breite Masse für die Anzeichen einer Blutvergiftung sensibilisiert werden, wie es in anderen Ländern bereits der Fall ist.
Kann es Sepsis sein?
Die Symptome einer Blutvergiftung sind zunächst unspezifisch: Typische Symptome einer Sepsis sind eine flache, schnelle Atmung bis hin zur Kurzatmigkeit, erhöhter Puls sowie Fieber oder Schüttelfrost mit feuchter Haut und vermehrtem Schwitzen. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt, kommt es innerhalb weniger Stunden zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes: Verwirrtheit, Blässe und starke Schwäche sind die Folge.
Im weiteren Verlauf bricht das Immunsystem der Betroffenen zusammen – es kommt zum septischen Schock. Dieser geht mit einem starken Blutdruckabfall einher, außerdem schädigen die körpereigenen Abwehrmechanismen die Organe. Bei diesem Multiorganversagen werden Herz, Lunge, Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen. Sie fallen nacheinander aus und erfüllen ihre Funktionen nicht mehr. Schließlich kommt es dadurch zum Tod.
Wichtig ist daher das rechtzeitige Erkennen der Infektion, sowie das frühe Einleiten zielgerichteter Therapien. Rund drei Viertel aller Überlebenden leiden unter Spätfolgen der Infektion, etwa 30 Prozent werden sogar zum Pflegefall. Dabei sind kognitive Einschränkungen ebenso möglich wie körperliche Beeinträchtigungen. Denn oftmals wird durch die Sepsis die Amputation verschiedener Gliedmaßen notwendig. Genau hier soll die Aufklärungskampagne greifen mit dem Ziel künftig Todesfälle und Spätfolgen durch eine Blutvergiftung vermeiden zu können.