Alternative zu Spritzen

Semaglutid: Auch als Tablette gegen Übergewicht

, Uhr
Berlin -

Bislang wird der Wirkstoff Semaglutid in niedrigen Dosen als orales Mittel für Typ-2-Diabetiker:innen eingestezt, höhere Dosen sind aktuell nur als Injektionstherapie verfügbar. Eine neue Studie konnte nun aber belegen, dass Blutzuckerkontrolle und Gewichtsverlust mit hohen Dosen von oralem Semaglutid wirksamer erreicht werden. Lösen Tabletten die Abnehmspritze folglich bald ab?

Während orales Semaglutid zur Kontrolle von Typ-2-Diabetes zugelassen ist, erweist es sich auch als vielversprechendes Medikament zur Gewichtsreduktion für Menschen mit Fettleibigkeit. Die Studie bestätigt die Annahme, dass einmal täglich eingenommene orale Dosen von Semaglutid möglicherweise die derzeitigen injizierbaren Semaglutid-Medikamente ersetzen können. Für viele Diabetiker:innen würde der Verzicht auf Spritzbesteck & Co eine enorme Erleichterung im Alltag darstellen.

Semaglutid fördert die Freisetzung von Insulin, indem die Rezeptoren für das Glucagon-ähnliche Peptid-1 oder GLP-1 aktiviert werden. Darüber hinaus reduziert der Wirkstoff den Appetit und hilft, ein gesundes Gewicht zu halten. Für die Behandlung von Typ-2-Diabetes ist dies vor allem im Hinblick auf Folgeerkrankungen relevant.

Studie mit hohen Dosen

Aktuell wird der Wirkstoff in Tablettenform in den Formulierungen 3, 7 und 14 mg verschrieben. Die randomisierte doppelblinde Phase-3-Studie testete die Wirksamkeit von 14-mg-Dosen im Vergleich zu 25-mg- und 50-mg-Formulierungen. Erhoben wurden die Daten an 177 Standorten in 14 Ländern mit 1606 erwachsenen Teilnehmer:innen und in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Alle Personen hatten Typ-2-Diabetes und einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 oder mehr.

Nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt, nahmen die Teilnehmer 68 Wochen lang einmal täglich orales Semaglutid ein. Eine Gruppe nahm eine 14-mg-Formulierung ein, die zweite 25 mg und die dritte Gruppe nahm 50 mg ein. Der HbA1c-Wert aller Proband:innen wurde zu Beginn der Studie und erneut nach 52 Wochen gemessen.

Hohe Dosis effektiver

Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass die Wirkung auf Blutzucker und Appetit dosisabhängig ist. Höhere Dosen haben sich dabei als signifikant wirksamer erwiesen als die derzeit verschreibungspflichtigen Dosen. Darüber hinaus verloren diejenigen in den Gruppen mit der höheren Dosis mehr Gewicht. In der 50-mg-Gruppe betrug der durchschnittliche Gewichtsverlust 8,5 kg. Bei der 25-mg-Gruppe waren es 7,4 kg und die 14-mg-Gruppe verlor durchschnittlich 5 kg Körpergewicht.

Dr. Jay Shubrook, Professor der Abteilung für Primärversorgung an der Touro University Kalifornien, stellte fest, dass alle GLP-1-Medikamente als pharmakologische Wirkstoffe Nebenwirkungen haben können. Diese „sind oft dosisabhängig und können bei Dosisänderungen stärker spürbar sein“, so Shubrook. „Auf jeden Fall gehören zu den häufigen Nebenwirkungen von Semaglutid, Appetitlosigkeit sowie Übelkeit und seltener Erbrechen oder Durchfall.“ Diese Nebenwirkungen seien bei den meisten Menschen vorübergehend, so der Forscher. „Dies ist eine aufregende Zeit in der Behandlung chronischer Erkrankungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit einschließlich Typ-2-Diabetes.“

Polymedikation reduzieren

Mit den heute verfügbaren Daten könne höher dosiertes, orales Semaglutid bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, die ihre Glukoseziele mit der niedrigeren Dosis nicht erreicht haben, so Shubrook. Es würde auch „bei einer weiteren Gewichtsabnahme oder der Reduzierung anderer Medikamente helfen, um Polymedikation zu reduzieren“.

Menschen mit Fettleibigkeit haben meist viele Erkrankungen – ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen, Schlafapnoe und sogar Krebs – und nehmen deswegen oft mehrere Medikamente ein. „Diesen Menschen zu helfen, ist also mehr als nur die Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes“, so der Forscher.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte