Mäuseherzen besitzen während der Entwicklung im Mutterleib eine erstaunliche Fähigkeit zur Selbstheilung: Kranke Zellen werden dank eines verstärkten Wachstums gesunder Zellen ersetzt, so dass das Herz zum Zeitpunkt der Geburt voll funktionsfähig ist. Dies berichtet ein internationales Forscherteam im britischen Fachmagazin „Developmental Cell“. Von den Organen der Säugetiere ist bisher nicht bekannt, dass sie sich in diesem Umfang selbst erneuern können. Einzige Ausnahme: die Leber.
Die Wissenschaftler um Dr. Jörg-Detlef Drenckhahn, der unter anderem am Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin in Berlin arbeitet, hatten bei Mäuseembryonen ein Gen ausgeschaltet, das für die Funktion der Mitochondrien der Zelle von Bedeutung ist. Störungen stellen beim Menschen eine der Ursachen für Herzmuskelerkrankungen dar.
Die gezielt herbeigeführte Mutation führte nun dazu, dass weibliche Mäuse-Embryonen ein Zellgemisch in ihren heranwachsenden Herzen besaßen, bestehend aus 50 Prozent gesunden und 50 Prozent kranken Zellen. Über den Verlauf der Entwicklung im Mutterleib nahm nun aber die Zahl der kranken Zellen immer weiter ab, wie die Wissenschaftler berichten. Bei der Geburt waren 90 Prozent aller Zellen gesund. Dieser Wandel wurde weiteren Untersuchungen zufolge durch das verstärkte Wachstum gesunder Zellen herbeigeführt. Gelänge es die molekularen Mechanismen und Faktoren aufzuspüren, die die Selbstheilung auslösten, könnten diese Prozesse eventuell auch beim Erwachsenen angeregt werden.
Nichtsdestotrotz bekamen 40 Prozent aller Tiere im späteren Leben eine Herzerkrankung. Dies zeige, dass spätere Herzleiden womöglich bereits während der Embryonalentwicklung angelegt werden. Dabei sei vermutlich weniger von Bedeutung, wie viele Herzzellen bei der Geburt krank sind, sondern eher welche.
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