Infektionsrisiko beim Händewaschen

Seifenspender: Nährboden für pathogene Keime

, Uhr
Berlin -

Die Handhygiene hat während der Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, wie wichtig Händewaschen sei, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Forscher:innen kamen nun jedoch zu einem überraschenden Ergebnis: Der Seifenspender selbst kann ein potentielles Infektionsrisiko bergen.

Um die Infektionsgefahr im Alltag so gering wie möglich zu halten, wird eine gründliche Handhygiene als Präventionsmaßnahme empfohlen. Gründliches Händewaschen mit Seife gehört dazu. Diese Regel gilt sowohl für öffentliche als auch häusliche Bereiche. Wobei die Bedeutung der richtigen Handhygiene im Lebensmittelsektor besonders betont wird.

Doch Vorsicht: Ein Team der Hochschule Rhein-Waal um Professor Dr. Dirk Bockmühl, Experte für Hygiene und Mikrobiologie an der Fakultät Life Sciences, hat herausgefunden, dass auch Seifenspender mit Mikroorganismen kontaminiert sein können: „Das Ergebnis unserer Untersuchungen ist von großer Tragweite für die Händehygiene“, so Bockmühl über die Studienergebnisse.

Nährboden für Keime

Fakt ist: Infektionskrankheiten, wie Durchfall oder Erkältungen können laut Studienergebnissen zu rund einem Drittel verhindert werden, wenn auf Handhygiene geachtet wird. Allerdings könnte dieser Effekt minimiert werden, wenn Flüssigseifenspender als Nährboden für Mikroorganismen dienen. „Mit unserer aktuellen Studie wollten wir zeigen, wie die Bakterien in die Flüssigseife gelangen“, so Bockmühl.

Im Rahmen der Studie wurden deshalb Proben von insgesamt 104 Seifenspender aus Hotelzimmern in ganz Deutschland entnommen. Untersucht wurden unterschiedliche Spendersysteme:

  • 57 gängige Pumpspender
  • 47 alternative Seifenspender, sogenannte Press-Spender

Die Spender wurden gesammelt, als der Flüssigkeitsseifestand zwischen 75 und 25 Prozent lag. Die Flüssigseifeproben wurden spätestens 24 Stunden nach der Abholung entnommen. Um die Ergebnisse nicht durch äußerliche Verschmutzungen zu verfälschen, wurde die Spenderdüse vor der Probenahme mit einem sterilen Tuch abgewischt. Außerdem wurde die Flüssigseife aus den ersten drei Pumpen-/Presshüben entsorgt.

Biofilme sorgen für Bakterienwachstum

Die Forscher:innen nahmen an, dass die Kontamination mit Bakterien vor allem beim Nachfüllen der Flaschen zu erwarten ist. Aber: „Der Nachfüllprozess selbst stellt unter normalen hygienischen Bedingungen tatsächlich kein Problem dar“, so Bockmühl. Das Problem liege vielmehr in der Konstruktion der Spendersysteme. „Bei den gängigen Pumpspendern gelangt durch die Betätigung der Pumpe mehr oder weniger schmutzige Flüssigkeit von der Hand in die Seife“, so der Experte. „Bakterien können über die Ventilfunktion der Pumpen in die Flüssigseife gelangen, in der sich dann oft Biofilme bilden, die selbst durch die Konservierung nicht am Wachstum gehindert werden.“

Von 57 beprobten Pumpspendern waren laut Studienergebnissen 70 Prozent mit Mikroorganismen kontaminiert. Die Forscher:innen fanden dabei verschiedene Arten:

  • gram-negative Bakterien
  • Hefen
  • Schimmelpilze

Eine Ausnahme bildeten die „Press-Spender“, die im Gegensatz zu den Ergebnissen der Pumpenspender eine sehr niedrige Kontaminationsrate von 10,6 Prozent aufwiesen. In den Seifenspendern wurde häufig die Bakterienart Pluralibacter gergoviae nachgewiesen: „Laut einer Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung sollen Seifenspender nicht mit diesen Bakterien verunreinigt sein, um ein gesundheitliches Risiko, insbesondere empfindlicher Risikogruppen, zu vermeiden“, so Bockmühl.

Besser öfter tauschen

Fazit: Standardpumpenspender für Körperpflegeprodukte können durch die Bildung von Biofilmen stark mit Mikroorganismen verunreinigt werden. „Um dies zu verhindern, muss der Pumpenkopf vor stagnierender Flüssigkeit und damit vor der Bildung von Biofilmen geschützt werden. Pumpensysteme, bei denen die Flüssigkeit abfließen kann, sind viel weniger verschmutzt, ebenso wie Standard-Pressespender“, so der Experte. Der Pumpenkopf der nachfüllbaren Systeme sollte regelmäßig ausgetauscht werden. „Wenn der Gewindeanschluss stark kontaminiert ist, sollte eine neue Spenderflasche verwendet werden“, so Bockmühl.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
FDA bezweifelt Wirksamkeit
Orales Phenylephrin vor dem Aus?
Sachverständigenausschuss tagt
Notfalltherapie: OTC-Switch für Naloxon?

APOTHEKE ADHOC Debatte