Ibuprofen gehört zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen in der Pharmazie, doch nur sechs Wirkstofflieferanten stellen die Substanz für den gesamten Weltmarkt her. Jeder Anbieter kämpft derzeit – bei steigender Nachfrage – mit eigenen Herausforderungen.
Lieferanten des Wirkstoff (Active Pharmaceutical Ingredient, API) sind derzeit Hubei Granules-Biocause und Shandong Xinhua aus China, Solara und IOLPC aus Indien sowie BASF und SI Group aus den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, was für die Auslastung der gesamten Kapazitäten spricht. Jeder der sechs Fabriken produziert zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten Weltmarkts.
BASF produziert Ibuprofen seit September 1992 am Standort in Bishop, Texas. Angesichts der hohen Nachfrage hatte sich der Konzern vor einem Jahr entschieden, in Ludwigshafen eine neue Anlage zu errichten, um eine „hohe Liefersicherheit für die Kunden“ sicherzustellen. „Es wird die erste World-Scale-Produktionsanlage für Ibuprofen in Europa sein”, kündigte Vorstand Dr. Markus Kamieth an. „BASF wird weltweit der einzige Lieferant sein, der über zwei Ibuprofen-Anlagen verfügt. Das macht uns zu einem äußerst zuverlässigen Partner für unsere Kunden“, so Kamieth.
Bis zum Start im Jahr 2021 sollte in Bishop die Produktion von derzeit 5000 Tonnen pro Jahr hochgefahren werden. Eigentlich sollten bereits im ersten Quartal neue Kapazitäten an den Start gehen; für beide Projekte zusammen hatte der Konzern Investitionen von rund 200 Millionen Euro veranschlagt. Doch stattdessen wurde das Werk wegen technischer Probleme erst einmal komplett heruntergefahren; bis zu drei Monate könnte der Totalausfall andauern.
BASF ist nicht der erste Ibuprofen-Lieferant, bei dem die Produktionsstrecken über längere Zeit stillstehen. 2012 gingen bei Albemarle im Werk in Orangeburg, South Carolina, aufgrund eines Stromausfalls die Lichter komplett aus. Am Standort, an dem 300 Mitarbeiter beschäftigt sind und der jährlich rund 5200 Tonnen Ibuprofen liefert, musste in der Folge die Elektrizität umfassend erneuert werden. Später lag die Produktion noch zweimal kurzfristig wegen Bränden still. Seit 2014 gehört die Fabrik zur SI Group, die gerade vom Finanzinvestor SK Capital Partners übernommen wurde und im zweiten Halbjahr mit Addivant fusioniert werden soll.
In China sind die Hersteller derzeit mit neuen Umweltauflagen konfrontiert. Hubei Granules-Biocause, ein Joint Venture des chinesischen Herstellers Biocause und des indischen Konkurrenten Granules, betreibt seit 2007 im zentralchinesischen Jingmen eine Fabrik mit einer Kapazität von rund 4800 Tonnen Ibuprofen pro Jahr. Für das laufende Jahr sind alle Kapazitäten vergeben, erst 2019 werden wieder Bestellungen angenommen.
Shadong Xinhua betreibt in Zibo im Nordosten des Landes eine Fabrik, in der 190 Mitarbeiter ausschließlich Ibuprofen herstellen. Die gesamte Produktion vor 3000 Tonnen pro Jahr wird allerdings in die USA verkauft – der chinesische Hersteller hatte sich für das Werk 2003 mit dem US-Konzern Perrigo zusammengetan, der seinerseits als Lohnhersteller zahlreiche Pharmafirmen mit fertigen Produkten beliefert.
Die beiden größten Werke für Ibuprofen finden sich in Indien: Die im Jahr 2000 errichtete Fabrik von IOLPC findet sich in Barnala an der Grenze zu Pakistan. Das Werk liefert seit 2007 für den Weltmarkt und kommt nach einer Erweiterung der Kapazitäten aktuell auf 6200 Tonnen pro Jahr.
Das Werk von Solara in Puducherry, südöstlich von Bangalore, wurde bereits 1986 eröffnet und kommt ebenfalls auf rund 6000 Tonnen. Der ursprüngliche Lohnhersteller Shasun ging 2015 im Generikahersteller Strides auf. Im vergangenen Jahr wurde das Geschäft mit pharmazeutischen Ausgangsstoffen unter neuem Namen ausgegründet.
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