Bislang scheint das Corona-Virus nicht über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen zu werden. Erkrankt eine Frau während der Schwangerschaft an Covid-19, so ist nach aktuellem Kenntnisstand davon auszugehen, dass das Kind keinen Schaden davonträgt. Bei den wenigen Schwangerschaften, die bisher bei einer Infektion mit dem Coronavirus analysiert wurden, konnte kein erhöhtes Risiko für Anomalien festgestellt werden.
Die bisherigen Erkenntnisse zu Covid-19 und Schwangerschaft sind noch gering. Bisher gibt es keinen bestätigten Fall, bei dem sich das Ungeborene bei der Covid-19 positiven Mutter angesteckt hat. Im Fachmagazin „The Lancet“ wurden im Februar die Ergebnisse einer kleinen Studie aus China veröffentlicht. Dort wurden die Neugeborenen von neun Müttern nach einem Kaiserschnitt untersucht. Alle Schwangeren waren mit Sars-CoV-2 infiziert. Keines der Kinder war ebenfalls mit dem Virus infiziert. Um dies zu bestätigen wurden neben dem Fruchtwasser und dem Nabelschnurblut auch die Muttermilch untersucht. Zusätzlich hierzu nahmen die Forscher bei den Neugeborenen einen Rachenabstrich. Das vorläufige Fazit der Forscher gibt keinen Hinweis darauf, dass eine intrauterine Infektion durch vertikale Übertragung möglich ist. Dennoch: Vorerst sind die untersuchten Fallzahlen sehr klein.
In einer weiteren chinesischen Studie wurde der Krankheitsverlauf von Covid-19 bei viruspositiven Schwangerschaften beobachtet. Die Wissenschaftler der Huazhong Universität (Wuhan, China) führten eine kleine Beobachtungsstudie mit 15 infizierten Schwangeren im Alter zwischen 23 und 40 Jahren durch. Alle Frauen entwickelten im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf eine milde Pneumonie. Die weiteren Symptome ähnelten den generellen Leitsymptomen der Infektion: Fieber, Husten, Dyspnoe und Durchfall. Der häufigste Laborbefund war eine Lymphozytopenie. Bei einem Mangel an Lymphozyten steigt das generelle Risiko an weiteren Virusinfektionen zu erkranken. Insgesamt beeinträchtigte die Infektion den Schwangerschaftsverlauf jedoch nicht, auch dann nicht, wenn keine antivirale Therapie vorgenommen wurde.
Während der Schwangerschaft verändert sich die Anordnung der Organe im Bauchraum. Im letzten Trimenon drückt der Fetus auch auf das Zwerchfell und schiebt es nach oben. Dieser Umstand führt zu einer geringeren Lungenbelüftung. Schwangere benötigen darüber hinaus mehr Sauerstoff und neigen zu Flüssigkeitseinstrom in die Lunge. Diese Gegebenheiten lassen vermuten, dass es im Falle einer Corona-infektion zu einem schweren Verlauf kommen könnte. Das Immunsystem der werdenden Mütter ist soweit heruntergefahren, dass das in Teilen DNA-fremde Kind toleriert wird. Dieser zusätzliche Umstand könnte vermuten lassen, dass Schwangere auch ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, welches auch auf Covid-19 anzuwenden wäre. Zu Beginn der Pandemie nahmen Wissenschaftler an, dass es bei Infektionen in der Schwangerschaft zu schweren Verläufen kommen könnte, da man genau diese Feststellungen während der Sars-Epidemie 2002/2003 machte. Damals musste jede zweite infizierte Schwangere auf der Intensivstation betreut werden, fast jede Dritte wurde beatmungspflichtig.
Um eine Virusübertragung während der Geburt zu vermeiden, entscheiden sich Ärzte häufig für die Durchführung eines Kaiserschnittes. Ob es bei Covid-19-Patientinnen nötig ist eine Sectio durchzuführen, ist noch nicht abschließend geklärt. Diese Entscheidung hänge auch stark vom Allgemeinzustand er Frau ab – die Geburt ist ein Ereignis, bei dem der weibliche Organismus viel leisten muss. Ist die Frau bereits geschwächt, hat Fieber oder leidet unter Atemnot, so könnte es während einer natürlichen Geburt zu Komplikationen kommen – ein Kaiserschnitt wäre zu bevorzugen.
Laut Medizinern könnte bei stabilen Frauen zum Teil auch eine natürliche Geburt in Betracht gezogen werden – dieser Meinung sind auch Huan Liang von der Fudan University in Shanghai und Ganesh Acharya vom Karolinska Institut in Stockholm. Mediziner vom Imperial College London weisen in einem der ersten umfassenderen Reviews zum Thema Schwangerschaft und Covid-19 jedoch darauf hin, dass es bei knapp der Hälfte aller Schwangeren, die aufgrund einer Corona-Infektion stationär aufgenommen wurden, im Verlauf zu einer Frühgeburt kam. In den meisten Fällen handelte es sich hierbei um eine relativ späte Frühgeburt. Frühgeburten können eine Indikation für einen Kaiserschnitt sein. Das Baby könnte bei einem natürlichen Geburtsvorgang Schäden davontragen. In noch nicht offiziell publizierten Studien zeigt sich, dass Frauen, die aufgrund einer Sars-CoV-2-Infektion im Krankenhaus sind, die Geburten überwiegend mit einem Kaiserschnitt durchgeführt wurden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Schwangeren, sich am Anfang des dritten Trimenons gegen Pertussis (Keuchhusten) impfen zu lassen. Als Impfstoff sollte ein Tdap-Kombinationsimpfstoff gewählt werden. Besteht das Risiko einer Frühgeburt, so wird die Impfung bereits ab dem zweiten Trimenon empfohlen. Bei einer sich abzeichnenden Frühgeburt wird die maternale Immunisierung bereits im 2. Schwangerschaftsdrittel angeraten. Eine Impfung gegen Keuchhusten sollte unabhängig vom Impfstatus in jeder Schwangerschaft wiederholt werden. Diese Empfehlungen seitens der Stiko ist neu und wurde Anfang März beschlossen.
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