Berlin

Schulkind an Diphtherie erkrankt Sandra Piontek, 15.10.2024 14:52 Uhr

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit der oberen Atemwege, die lebensbedrohlich sein kann. Foto: Dr_Microbe-adobestock.com
Berlin - 

Ein Schulkind in Berlin ist an der lebensgefährlichen, durch Impfungen vermeidbaren Infektionskrankheit Diphtherie erkrankt. Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit bestätigte unter Berufung auf das Gesundheitsamt Spandau einen Fall in einer Gemeinschaftseinrichtung. Zuerst hatte die „Märkische Allgemeine“ berichtet; demnach soll es sich um einen Schüler einer Waldorfschule handeln.

Diphtherie ist eine hochansteckende, bakterielle Infektionskrankheit, die auch unter dem Begriff „Würgeengel der Kinder“ bekannt ist. Bereits seit 1913 gibt es eine Impfung gegen die Krankheit, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet. Und dennoch: In diesem Jahr gab es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland bisher 37 bestätigte Fälle, davon zwei in Berlin. Bei einem soll es sich um zehnjähriges Schulkind handeln.

Der Junge war zunächst wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt worden, wie der Landkreis Havelland mitteilte. Das Krankenhaus habe am 27. September einen Verdacht auf respiratorische Diphtherie bei einem ungeimpften Kind gemeldet. Der Verdacht habe sich durch Laboruntersuchungen bestätigt.

Kind muss beatmet werden

Aufgrund des Gesundheitszustandes wurde das Kind in eine Berliner Klinik verlegt, wie der Landkreis weiter erklärte. Dort werde es invasiv beatmet. Der „Bild“-Zeitung zufolge wird das Kind an der Charité behandelt. Die Charité verwies auf Anfrage auf die ärztliche Schweigepflicht.

Das Gesundheitsamt leitete nach Angaben des Landkreises „Ermittlungen und Maßnahmen zum Schutz der engen Kontaktpersonen im privaten und schulischen Umfeld“ ein. Diese umfassten Laboruntersuchungen und eine Antibiotikabehandlung im betroffenen Klassenverband und in der Familie. Dabei erfolgt eine Antibiotika-Gabe meist über zehn Tage, um die Vermehrung und die Gift-Produktion des Erregers zu stoppen. Für die Therapie sind Penicillin oder Erythromycin Mittel der Wahl.

Erkrankte Menschen können, im Fall einer Hautdiphterie, Wunden auf der Haut oder, im Fall einer Rachendiphterie, einen entzündeten Nasen-Rachen-Raum haben. Symptome einer Rachendiphtherie umfassen laut RKI unter anderem Halsschmerzen, Fieber, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Schwellungen der Halslymphknoten, später kann eine Mandelentzündung auftreten. Die Erkrankung kann tödlich enden.

Standardimpfung

Eine Impfung gegen Diphtherie gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder. Diese erfolgt im Zuge der Grundimmunisierung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten und wird häufig mit einem Kombinationsimpfstoff verabreicht, der auch vor Tetanus (Wundstarrkrampf), Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B schützt. Eine Auffrischungsimpfung für Erwachsene alle zehn Jahre empfohlen.