Betäubungsmittel

Aristo: Angriff auf Jurnista

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Berlin -

Premium oder Discount: Auch im Generikamarkt geht die Schere auseinander. Wer sich als Hersteller nicht den Rabattverträgen unterwerfen will, muss sich über besondere Produktmerkmale von der Konkurrenz abheben. Nur so gibt es eine Chance, dass der Arzt aut idem ankreuzt oder der Apotheker pharmazeutische Bedenken geltend macht. Der Berliner Hersteller Aristo hat jetzt den bekannten Wirkstoff Hydromorphon in einer neuen Galenik auf den Markt gebracht.

Das Präparat „Hydromorphon Aristo long“ ist zur Behandlung von starken und sehr starken Schmerzen zugelassen. Dank der so genannten Multiple-Unit-Pellet-Technologie wirkt die Tablette 24 Stunden, ist dabei aber teilbar und kann auch in Palliativkliniken per Sonde gegeben werden.

Dadurch hebt sich das Medikament laut Aristo nicht nur von den anderen Generika, sondern auch von den Originalpräparaten ab: Die 1999 eingeführten Palladon-Retardkapseln von Mundipharma müssen zweimal täglich eingenommen werden, genauso die seit 2011 verfügbaren Generika. Jurnista von Janssen-Cilag wirkt zwar dank der osmotisch gesteuerten Freisetzung ebenfalls 24 Stunden, ist aber nicht teilbar und damit nicht sondengängig. Das Präparat wurde 2006 zugelassen.

Das Aristo-Präparat gibt es in den vier Wirkstärken 4, 8, 16 und 32 Milligramm. Nur in der Wirkstärke 64 mg lässt Aristo Janssen in Ruhe. Der Preis liegt circa 10 Prozent unter dem von Jurnista: Die N3-Packung des Originators in der Wirkstärke 32 mg kostet beispielsweise 1199,42 Euro, das Aristo-Präparat 1080,58 Euro.

Aristo-Geschäftsführer Stephan Walz ist überzeugt von der neuen Formulierung und peilt einen Umsatz von 10 Millionen Euro im ersten Jahr an. Zum Vergleich: Laut Arzneiverordnungsreport wurde Jurnista 2012 rund 153.000 Mal auf Kassenrezept verordnet, das entspricht einem Umsatz auf Basis des Apothekenverkaufspreises von 44 Millionen Euro.

Allerdings ist der Umsatz von Jurnista seit Jahren rückläufig: 2010 wurden noch 182.000 Packungen im Wert von 59 Millionen Euro abgegeben. Noch mehr setzen die Generika seit 2012 dem ursprünglichen Original zu: Palladon wurde 195.000 Mal verordnet, im Jahr vor dem Patentablauf noch 357.000 Mal.

Die Aristo-Tabletten werden von dem Lohnhersteller Medinsa in Madrid hergestellt. Das liege zum einen an den vergleichsweise kleinen Chargen und zum anderen daran, dass es sich bei dem Präparat um ein Betäubungsmittel handele, erklärt Walz. Für die BTM-Herstellung seien besondere Voraussetzungen zu erfüllen.

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