Schmerzmittel gegen den Herzschmerz APOTHEKE ADHOC, 14.02.2018 14:09 Uhr
„Love hurts“, sang schon die Gruppe Nazareth. Damals wusste man noch nicht, dass Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen auch Herzschmerz lindern können. Eine von der University of California im Fachmagazin „Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences“ veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass Analgetika mehr können als nur den physischen Schmerz beeinflussen.
Die Forschergruppe um Kyle Ratner, Amanda Kaczmarek und Youngki Hong hatte verschiedene Studien der vergangenen Jahre zusammengetragen und in der Summe ausgewertet. Bereits Anfang 2000 hatten Wissenschaftler untersucht, ob neuronale Regionen, die an der Wahrnehmung von Schmerzen beteiligt sind, auch auf soziale Abgrenzung reagieren. Die Schnittstelle zwischen Sozialpsychologie und kognitiver Neurowissenschaft machten die Forscher mittels funktionaler Magnetresonanztomographie (fMRT) sichtbar. Die Teilnehmer absolvierten ein virtuelles Ballspiel und wurden im Spielverlauf ausgeschlossen. Die Bildgebung konnte zeigen, dass die gleiche Hirnregion für den emotionalen Schmerz in Folge des Ausschlusses angesprochen wurde wie sonst für körperliche Schmerzen.
Eine andere Studie mit etwa 62 Teilnehmern über einen Zeitraum von drei Wochen konnte eine Verminderung der seelischen Schmerzen durch die Einnahme von Analgetika belegen. Die Probanden schluckten im Falle eines Herzschmerzes entweder 1000 mg Paracetamol oder Placebo, im Anschluss wurde das Befinden dokumentiert. Im Ergebnis zeigte sich eine signifikante Verbesserung bei Liebeskummer. Da emotionaler und physischer Schmerz im selben Hirnareal stattfinden, lässt sich dieses Phänomen erklären.
Eine weitere Studie zeigte eine Veränderung der Empathie. Personen, die Schmerzmittel einnahmen, konnten weniger mit anderen Menschen mitfühlen, die Schmerzen erleiden. Paracetamol und Ibuprofen können somit die Empfindsamkeit für soziale Erfahrungen, die als schmerzhaft eingestuft werden, herabsetzen. Dabei zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen, die Ibuprofen einnahmen, waren emotional weniger belastet als Probandinnen der Vergleichsgruppe, die ein Placebo erhielten.
Die Wissenschaftler sprechen von einem „alarmierenden Ergebnis“. Dennoch seien weitere Studien nötig, um eine endgültige Bewertung abzugeben und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Paracetamol kann bei leichten bis mäßigen Schmerzen eingesetzt werden. Erwachsene nehmen als maximale Einzeldosis 1000 mg ein, am Tag sollte die Einnahme 4000 mg nicht überschreiten. Der Wirkstoff ist auch für Kinder geeignet, dosiert wird nach Gewicht. Die Einzeldosis sollte bei 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht liegen, am Tag sollten 60 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden. Vorsicht ist bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten.
Ibuprofen wirkt schmerzlindernd, antipyretisch sowie entzündungshemmend und kann auch bei mittelstarken Schmerzen eingesetzt werden. Das nicht-steroidalen-Antirheumatikum (NSAR) hemmt im Arachidonsäurezyklus unselektiv das Enzym COX und in Folge die Bildung von Serie-2-Prostaglandinen als Entzündungsmediatoren. Darüber hinaus verfügt das Arylpropionsäurederivat über thrombozytenhemmende Eigenschaften. Zudem kann das NSAR Einfluss auf die lokal in der Niere gebildeten Prostaglandine nehmen, die für den renalen Blutfluss verantwortlich sind und somit die Durchblutung, die glomeruläre Filtrationsrate und die Reninsekretion beeinflussen.