Arzneimittelmissbrauch

Schmerzmittel: Auslöser für Kopfschmerzen

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Berlin -

Mehr als eine halbe Million Deutsche leiden an durch Schmerz- oder Migränemittel verursachten Kopfschmerzen. Davon gehen zumindest die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) aus.

„Die meisten Patienten ahnen nicht, dass Schmerztabletten die Schmerzursache sein können“, sagt Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Kopfschmerzexperte der DGN. Menschen, die häufig Kopfschmerzen haben, sollten vorbeugend aktiv werden, um nicht in einen Teufelskreis von Schmerzen und Medikation zu kommen.

Bei häufigen Kopfschmerzen und Migräne versprechen Medikamente schnelle Linderung. Zu häufig eingenommen oder zu hoch dosiert können sie das Leiden aber noch verstärken und eine chronische Krankheit verursachen. Von chronischem Kopfschmerz durch Übergebrauch von Medikamenten sprechen Ärzte unter anderem, wenn Kopfschmerz-Patienten über mindestens drei Monate an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen haben und an mehr als 14 Tagen Schmerzmittel einnehmen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

DGN und DMKG stellten gemeinsam eine neue Leitlinie zudem Thema vor. Sie raten zu einer vorbeugenden Behandlung von Kopfschmerzen: Neben Medikamenten helfen Ausdauersport, Entspannung und Stressmanagement dabei, Kopfschmerzattacken vorzubeugen, wie die Mediziner schreiben. Aber auch das Kühlen von Stirn und Schläfen durch Minzöl oder kalte Kompressen kann Linderung verschaffen.

Gefragt ist ein bewusster Einsatz von Schmerzmitteln. Im Rahmen der Selbstmedikation sollten Schmerzmittel nicht länger als drei Tage in Folge und nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden. Wer sich nicht an die sogenannte „Zehnerregel“ hält, läuft Gefahr, in einen Teufelskreis zu gelangen. Denn der übermäßige Schmerzmittelkonsum verändert die Schmerzwahrnehmung. Schmerzmittel greifen an bestimmten Rezeptoren an. Sind die Arzneistoffe im Überfluss vorhanden, müssen die Rezeptoren ihre Empfindlichkeit absenken, sonst käme es zu einer Fehlregulation. Die Folge des Abusus ist eine Abstumpfung der Rezeptoren – die Schmerzempfindlichkeit steigt – es entsteht ein Dauerkopfschmerz. Die Betroffenen steigern den Einsatz von Schmerzmitteln oder greifen gar zu stärkeren Substanzen um den Schmerz zu betäuben. Ebbt die schmerzstillende Wirkung der Arzneimittel ab, tritt ein Absetzkopfschmerz auf, der die Betroffenen wieder zu Schmerzmitteln greifen lässt.

Für den medikamenteninduzierten Kopfschmerz ist vielmehr die Einnahmedauer entscheidend und nicht die Menge der verabreichten Tabletten maßgeblich. Nimmt ein Patient beispielsweise über einen Zeitraum von vier Tagen drei Tabletten täglich ein, besteht kein Risiko für einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz. Wird jedoch über einen Zeitraum von zwölf Tagen ein Schmerzmittel eingenommen (eine Tablette) ist das Risiko hoch.

Zum Schutz der Verbraucher sollen rezeptfreie Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol, Phenazon und Propyphenazon zur oralen und rektalen Anwendung, die zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber zugelassen sind, künftig einen Warnhinweis tragen. So soll verhindert werden, dass Verbraucher OTC-Analgetika ohne ärztlichen Rat über einen zu oft einnehmen. Der verpflichtende Warnhinweis soll Anwender außerdem davon abhalten, die Arzneimittel über die empfohlene Höchstdauer hinaus anzuwenden.

Die Packungen sollen auf der Vorderseite – in deutlich lesbarer Schrift und dauerhaft – den Aufdruck: „Bei Schmerzen oder Fieber ohne ärztlichen Rat nicht länger anwenden als in der Packungsbeilage vorgegeben“ tragen.

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