Studie

Schlaftabletten: „Erwachsene nehmen Mittel zu leichtfertig“

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Berlin -

Etwa jeder dritte Deutsche hat Ein- oder Durchschlafprobleme. Viele Betroffene greifen zu Schlafmitteln, insbesondere junge Erwachsene. Dies zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Studie der Pronova BKK. Das Problem: Dass die Medikamente abhängig machen können und viele Nebenwirkungen haben, dessen sind sich die wenigsten bewusst.

Ist der erholsame Schlaf länger als einen Monat häufig gestört, so sprechen Expert:innen von Schlafproblemen. Betroffene fühlen sich tagsüber so müde und abgeschlagen, dass der Alltag stark beeinträchtigt sein kann. Um das Problem zu lösen, greifen viele zu Schlafmitteln. Dass dies oft zu leichtfertig passiert, fand nun eine aktuelle Studie der Pronova BKK heraus, die die Schlafgewohnheiten der Deutschen untersucht hat. Das Fazit: Insbesondere in der die sogenannten „Generation Z“ ist der Anteil derer, die Schlafmittel einnehmen, mit fast 60 Prozent am höchsten.

Insbesondere junge Erwachsene, im Alter von 18-29 Jahren nutzen intensiv digitale Medien, was zu Schlafproblemen führen kann. Die Ursachen für Schlafstörungen können zwar vielfältig sein. Aber: Ein hoher Medienkonsum spielt eine entscheidende Rolle. Denn ausgiebiges Nutzen von digitalen Medien bringt den natürlichen Schlafrhythmus durcheinander. „Dann wird schnell zu einem Präparat gegriffen, ohne über mögliche Risiken nachzudenken“, erklärt Dr. Gerd Herold, Arzt für Innere Medizin, Arbeitsmedizin sowie Umweltmedizin und Beratungsarzt der Pronova BKK.

Es wäre daher wichtig, junge Erwachsene besser über gesunde Schlafgewohnheiten und Alternativen zu Medikamenten zu informieren, so der Experte. Aktuell nimmt mehr als jeder fünfte bei Schlafstörungen verschreibungspflichtige Schlafmittel ein. Dabei seien verschreibungspflichtige Schlafmittel eine ernstzunehmende Maßnahme und sollten nur gezielt eingesetzt werden, so Herold.

„Es gibt eine ganze Reihe chemischer Substanzen, wie z. B. Benzodiazepine – bekannt unter dem Namen Valium. Diese Medikamente sind zwar wirksam bei Schlafstörungen, bergen aber ein hohes Abhängigkeitsrisiko, vor allem wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden.“ Diese Mittel sollten daher – wenn überhaupt – nur kurze Zeit und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden, empfiehlt er.

Eine bessere Alternative seien daher pflanzliche Mittel: „Baldrian, Passionsblume oder Melisse können das Einschlafen unterstützen. Sie sind zudem gut verträglich und machen nicht abhängig“, so Herold. Was auch noch helfe: „Eine feste Schlafenszeit und beruhigende Rituale wie ein Buch lesen, den Tag Revue passieren lassen, Atemübungen oder ein Getränk zur Entspannung.“ Herold empfiehlt auch, spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen „auf schwere Mahlzeiten und Alkohol zu verzichten“. Ein kühler, abgedunkelter Raum schaffe zusätzlich eine entspannte Atmosphäre.

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