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Schlafmittelhype: Was kann Daridorexant? Katharina Brand, 05.09.2024 11:03 Uhr

Schlaflose Nächte: Daridorexant soll durch Foto: Tero Vesalainen/Shutterstock.com
Berlin - 

Der Hype um Daridorexant hält an. Denn der Orexin-Rezeptorantagonist, der unter dem Handelsnamen Quviviq vom Hersteller Idorsia vertrieben wird, hat einen innovativen Wirkmechanismus, der sich von allen bisher verfügbaren Schlafmitteln unterscheidet. Ein Überblick.

Daridorexant wirkt als dualer Orexinrezeptor-Antagonist. Das Hormon Orexin wird im Hypothalamus produziert und spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus. Es besteht aus den Peptiden Orexin-A und Orexin-B, die spezifische Rezeptoren aktivieren und so die Wach- und Schlafphasen sowie den Appetit beeinflussen können.

Zusätzlich wirkt es auf die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Norepinephrin, die die geistige Klarheit und Aufmerksamkeit steigern. Eine Fehlregulation des Orexin-Systems kann folglich zu Schlafstörungen, Narkolepsie, erhöhter Müdigkeit, Appetitstörungen, Störungen des circadianen Rhythmus und kognitiven Beeinträchtigungen führen.

Der Wirkstoff wurde in Deutschland bereits 2022 zugelassen und ist seit Anfang 2024 in den Apotheken erhältlich. Die empfohlene Dosis liegt bei 50 mg einmal pro Nacht, kann jedoch bei einigen Patienten auf 25 mg gesenkt werden. Es sollte etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Der Verzehr von Grapefruit oder Grapefruitsaft am Abend ist zu vermeiden, da es zu Wechselwirkungen mit CYP3A4-Inhibitoren kommen kann. Die Behandlungsdauer sollte möglichst kurz sein, und die Notwendigkeit einer fortgesetzten Therapie muss erstmals nach drei Monaten, dann regelmäßig überprüft werden. Daridorexant ist nur auf Rezept erhältlich.

Daridorexant kann verschiedene Nebenwirkungen haben, darunter Schläfrigkeit, die am nächsten Tag anhalten kann, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel. Wichtige Wechselwirkungen betreffen CYP3A4-Inhibitoren, wie bestimmte Antimykotika und HIV-Proteasehemmer, die die Wirkung verstärken können, sowie CYP3A4-Induktoren, wie einige Antiepileptika, die die Wirkung verringern können. Auch Alkohol sollte gemieden werden, da er die sedierende Wirkung verstärken kann.

Vergleich zu Benzodiazepinen und Z-Substanzen

Daridorexant gilt als sicherer hinsichtlich Abhängigkeit und Missbrauch, da es gezielt das Orexin-System zur Regulierung der Wachsamkeit beeinflusst. Während Benzodiazepine und Z-Substanzen eine starke und allgemeine Sedierung hervorrufen, fördert Daridorexant den Schlaf durch die gezielte Blockade der Orexin-Rezeptoren, ohne die Tageswachsamkeit so stark zu beeinträchtigen. Dies macht Daridorexant zu einer attraktiven Alternative, da es den Schlaf unterstützt, ohne das Risiko schwerer kognitiver Einschränkungen oder anhaltender Schläfrigkeit, die den nächsten Tag beeinträchtigen könnten.

Zudem verursacht Daridorexant weniger Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder kognitive Beeinträchtigungen. Benzodiazepine und Z-Substanzen wirken hingegen auf das GABA-System, was das Abhängigkeitsrisiko erhöht.

Der Wirkstoff hat außerdem den Vorteil, dass er im Vergleich zu anderen Schlafmitteln eine geringere Toleranzentwicklung zeigt. Darüber hinaus zeichnet es sich durch eine schnelle Wirkung und eine kürzere Wirkungsdauer aus, was das Risiko von morgendlicher Benommenheit weiter reduziert, da es den Körper nicht so stark und langanhaltend sediert wie Benzodiazepine oder Z-Substanzen.

Aktueller Forschungsstand

In den letzten Jahren hat sich die Forschung zu Daridorexant intensiviert, was sich in einer Vielzahl von klinischen Studien und realen Anwendungsbeobachtungen widerspiegelt.

Eine der wichtigsten Entwicklungen ist die erfolgreiche Durchführung einer Phase-III-Studie in China, deren Ergebnisse im Jahr 2024 veröffentlicht wurden. Die multizentrische, randomisierte und doppelblinde Studie zeigte, dass Daridorexant die nächtlichen Wachzeiten bei Patienten mit Insomnie signifikant reduziert, ohne ernsthafte Nebenwirkungen zu verursachen. Die positiven Ergebnisse führten zur Zulassung des Medikaments in Hongkong, und ein Zulassungsantrag für Festlandchina wurde ebenfalls eingereicht​.

Ergänzend wurden Real-World-Daten erhoben, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Daridorexant in der alltäglichen klinischen Praxis bestätigen. Eine retrospektive Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass Patienten mit chronischer Insomnie nach der Behandlung mit Daridorexant signifikante Verbesserungen in mehreren Schlafparametern erfuhren, darunter eine verkürzte Einschlaflatenz und eine verlängerte Gesamtschlafzeit. Die Verträglichkeit war insgesamt gut, es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf​.

Darüber hinaus wird Daridorexant derzeit in einer Phase-II-Studie in den USA untersucht, um seine Wirksamkeit bei der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu evaluieren. Diese Studie wird von der US-Regierung finanziert und richtet sich an aktive Soldaten und Veteranen, was das Potenzial des Medikaments über die Insomnie hinaus unterstreicht​.

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