Studie bestätigt Zusammenhänge

Schilddrüsenprobleme: Schwere Herzerkrankungen möglich

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Berlin -

Eine Auswertung von 32 Studien mit insgesamt 1,3 Millionen Teilnehmer:innen bestätigt, dass schon leichte Störungen der Schilddrüsenfunktion zu schweren Herzprobleme führen können. Die Erkenntnisse heben den Forscher:innen zufolge das Verständnis für Wechselwirkungen zwischen Herz und Schilddrüse auf ein neues Level.

Das Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, das Tan Tock Seng Hospital der Lee Kong Chian School of Medicine der Nanyang Technological University und die Duke-NUS Medical School in Singapur kooperierten für eine Auswertung von 32 Studien mit 1,3 Millionen Teilnehmer:innen. Die Forscher:innen konnten belegen, dass schon leichte Abweichungen der Schilddrüsenfunktion große Risikien bergen. Betroffene haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Dass schwere Überfunktionen des schmetterlingsförmigen Organs zu Störungen des Herzrhythmus und einem plötzlichen Herztod führen können, ist bekannt. Die Erkenntnisse aus der Studie stellen laut Dr. Johannes Dietrich von der Medizinischen Klinik im St. Josef-Hospital das Verständnis für die Interaktionen der beiden Organe auf eine neue Grundlage. Der Weg zu einer personalisierten Vorsorge zeichne sich deutlich ab.

Funktionen der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ und produziert in den Drüsenfollikeln die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese sind Vorraussetzung für eine gesunde Funktion vieler Organsysteme. Zudem wird je nach Bedarf der Grundumsatz und Energieverbrauch des Organismus erhöht.

Die wichtigsten Funktionen sind:

  • Wärmeproduktion durch gesteigerten Sauerstoffverbrauch und Energieumsatz
  • Steigerung der Kohlenhydrataufnahme und der körpereigenen Produktion von Kohlenhydraten und Eiweiß
  • verstärkte Freisetzung körpereigener Fettbestände und Beschleunigung des Cholesterinabbaus
  • Erhöhung von Puls und Blutdruck
  • erhöhte Aufmerksamkeit und schnellere Reflexe durch stärkere Aktivierung des Nervensystems
  • Steigerung von Knochenumbauvorgängen
  • Wachstum und Reifung von Skelett, Gehirn und Muskulatur

Plötzlicher Herztod

Die Schilddrüse kann demnach die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems beeinflussen. Um einen besseren Überblick über die Zusammenhänge zu gewinnen, erstellten die Forscher:innen eine zusammenfassende statistische Beurteilung in einer Übersichtsarbeit über alle 32 Studien. Sie fanden dabei heraus, dass sowohl latente Über- oder Unterfunktionen das Risiko für einen Herztod voraussagen. Zusätzlich im Zusammenhang standen die erhöhten Konzentrationen des freien Schilddrüsenhormons T4 und die Wahrscheinlichkeit für einen Herztod oder andere kardiovaskuläre Ereignisse.

Die Ergebnisse könnten helfen, eine Präventionsstrategie zu entwickeln. Patient:innen mit bereits bestehenden Herzrhythmusstörungen müssten engmaschiger auf Schilddrüsenstörungen kontrolliert werden. Diese können als Biomarker für den jeweiligen Enstehungsmechanismus von Herzrhythmusstörungen dienen und die medikamentöse Therapie individualisieren, so die Autoren.

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