Unter den Anbietern von Schilddrüsenmedikamenten ist Ratiopharm mit einem Marktanteil von 0,5 Prozent vergleichsweise unbedeutend. Trotzdem hat der Konzern aus Ulm jetzt in sein Portfolio investiert und Zwischengrößen auf den Markt gebracht, die bislang nur Merck und Hexal anbieten.
Mit 21 Millionen Verordnungen gehört Levothyroxin zu den am häufigsten eingesetzten Wirkstoffen in Deutschland. Sanofi hat mit Abstand die Nase vorn und kommt auf einen Marktanteil von 52 Prozent: 32 Prozent entfallen davon auf Hennig, 20 Prozent auf Winthrop. Hexal folgt mit 22 Prozent, dazu kommen 2 Prozent der Konzerntochter 1A Pharma. Mit 15 Prozent ist Euthyrox von Merck noch eine wichtige Größe, Aristo kommt mit Eferox und der Hausmarke auf 4 beziehungsweise 3 Prozent, Betapharm ebenfalls auf 3 Prozent.
Als Schnelldreher gibt es für Levothyroxin flächendeckend Rabattverträge, doch seit der Wirkstoff auf der Aut-idem-Liste steht, ist der Austausch dem Arzt vorbehalten. Wer als Hersteller mit einem Produktvorteil aufwarten kann, hat zumindest eine Chance, der Substitution zu umgehen.
Vermutlich waren diese Zusammenhänge Anlass für das Team von Teva Deutschland, sich noch einmal mit dem eigenen Sortiment auseinanderzusetzen und unter den Marken Ratiopharm und AbZ drei neue Varianten à 88, 112 beziehungsweise 137 µg auf den Markt zu bringen.
Die meisten Hersteller beschränken sich auf die üblichen Wirkstärken 25, 50, 75, 100, 125, 150, 175 und 200 µg. Nur zwei Firmen bieten dagegen die Größen an, die Ratiopharm jetzt ins Sortiment genommen hat: Merck hat bereits seit Anfang 2013 entsprechende Produkte auf dem Markt, bietet aber nur Einheiten mit 100 Stück an. Die Dosierungen à 88 und 112 µg gibt es auch von Hexal. Die 50er-Packung à 137 µg hat Ratiopharm sogar exklusiv.
Die eher exotischen Dosierungen spielen wirtschaftlich kaum eine Rolle, weniger als 1 Prozent des Geschäfts wird mit den Zwischengrößen erzielt. Der Vorstoß von Ratiopharm wird in der Branche dennoch anerkennend zur Kenntnis genommen: Mit den Zwischengrößen könne man dem Arzt das Gefühl der Sicherheit geben, für jeden Patienten die passende Dosierung zu haben – und so der Marke treu zu bleiben.
Allzu lange dürfte das Alleinstellungsmerkmal aber bestehen nicht bleiben: Andere Hersteller arbeiten bereits daran, die Lücke ebenfalls zu schließen.
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